Starkregen-Unwetter in NRW: Familien und Autofahrer müssen wegen Überflutungen gerettet werden
Die Feuerwehr und Polizei ist am Dienstagmorgen in Teilen von Nordrhein-Westfalen im Dauereinsatz. Schon die ersten Folgen des angekündigten Starkregens sind gravierend.
Starkregen hat am Dienstagmorgen in Teilen von Nordrhein-Westfalen für Chaos gesorgt. Einsatzkräfte sind seit mehreren Stunden im Dauereinsatz. Nach Polizeiangaben sind Keller und Wohnungen vollgelaufen und ganze Straßenzüge überflutet.
Familie muss aus vollgelaufener Wohnung gerettet werden
In Mönchengladbach rückten Einsatzkräfte demnach bis zum frühen Morgen bereits mehr als 70 Mal aus. Unter anderem befreite die Feuerwehr eine Familie aus einer vollgelaufenen Wohnung. Auch Autofahrer mussten aus ihren Autos gerettet werden.
300 Meldungen lagen den Einsatzkräften am Morgen vor, die noch nicht bearbeitet waren. Wegen des starken Regens durften Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder am Morgen zur Schule schicken wollten, wie die Stadt mitteilte.
- Live Webcam: So ist das Wetter in Mönchengladbach
Bedburg hart von Starkregen getroffen
In Bedburg im Rhein-Erft-Kreis zeigen sich ebenfalls die Folgen des starken Regens. Die Nacht über seien zahlreiche Einsätze erfolgt, so die Polizei. Keller wurden geflutet, Straßenzüge sind überschwemmt. Verletzte Personen soll es bisher nicht gegeben haben.
Gegen 4 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Einsatz in einem Neubaugebiet in Bedburg gerufen, das großflächig unter Wasser stand. Mehrere Straßen waren bis zu kniehoch überflutet, zahlreiche Keller liefen voll. Einige Anwohner mussten ihre Häuser verlassen und wurden in Sicherheit gebracht. Manche Straßen sind laut Feuerwehr unpassierbar geworden.
In Bedburg-Weiler Hohenholz fielen ersten Angaben zufolge 134 Liter Regen pro Quadratmeter in circa 6 bis 8 Stunden. Im benachbarten Mönchengladbach waren es 119 l/m² in ca. 6 Stunden.
Auf den Straßen ebenfalls Probleme durch Starkregen
Der Starkregen sorgte auch auf den Straßen für Probleme. Auf der A4 bei Frechen stürzte ein Lastwagen um - laut Polizei vermutlich wegen Aquaplanings. Es bildeten sich kilometerlange Staus. Autofahrer mussten laut WDR ungefähr eine Stunde Wartezeit einkalkulieren. Auf der A46 in Düsseldorf lief ein Autobahntunnel voll.
Der Starkregen ließ in Nordrhein-Westfalen auch Unterführungen volllaufen. Quelle: dpa
Die Erft erreichte am Pegel Neubrück bei Grevenbroich die höchste von drei Meldestufen ("erhebliche Gefahr"). Deutlich erhöhte Wasserstände gab es auch an der Wurm, einem Nebenfluss der Rur, in Herzogenrath.
200 Menschen in Sicherheit gebracht
Wegen des Starkregens wurden in Willich im Kreis Viersen rund 200 Menschen aus Häusern direkt am kleinen Fluss Niers in Sicherheit gebracht. Dies sei eine vorsorgliche Maßnahme, falls die Wasserstände weiter steigen sollten, sagte ein Stadtsprecher.
Der betroffene Bereich entlang der Niers sei so langgezogen, dass es unmöglich sei, kurzfristig einen Hochwasserschutz etwa mit Sandsäcken aufzubauen. Es sei schwer abzuschätzen, wie hoch der Pegelstand der Niers noch steige.
Auch Saarland und Rheinland-Pfalz betroffen
Im Saarland habe es 25 Einsätze wegen vollgelaufener Keller gegeben, sagte ein Sprecher dort. Das Lagezentrum in Rheinland-Pfalz berichtete am frühen Morgen von bisher keinen nennenswerten Vorfällen oder Einsätzen.
Polizei: Im Ahrtal zunächst ruhig
Nach Angaben des DWD sollen der Raum Aachen, Köln, die Eifelregion und das Ahrtal am stärksten betroffen sein - das Unwetter sei aber nicht so extrem wie während der Ahrtal-Flutkatastrophe 2021. Ein Sprecher der Polizei erklärte nachts, es sei sehr ruhig geblieben. Erst am frühen Morgen habe es im Ahrtal zu regnen begonnen.
Bei der Hochwasserkatastrophe vor mehr als vier Jahren hatte es im Ahrtal mindestens 135 Tote gegeben.
"Außergewöhnlich hohe Niederschlagsmengen"
Auch in Luxemburg lösten heftige Regenfälle und Überschwemmungen in der Nacht zahlreiche Einsätze der Rettungskräfte aus. Bis zum Morgen habe es knapp 300 Einsätze gegeben, mehr als 800 Mal sei der Notruf
112 gewählt worden, teilte die Einsatzleitung in einer ersten Bilanz mit. 21 Gemeinden seien von Folgen des Unwetters betroffen gewesen.
Es seien in der Nacht "außergewöhnlich hohe Niederschlagsmengen" gemessen worden: Spitzenwerte lagen demnach mit mehr als 100 Litern pro Quadratmeter in Livange und Mersch. Sieben Menschen wurden aus drei Fahrzeugen in Sicherheit gebracht.
Am Vormittag hob der Deutsche Wetterdienst alle seine Unwetterwarnungen auf, im Westen des Landes sei aber weiterhin mit teils heftigem Starkregen zu rechnen.
Unwetterwarnung aufgebhoben
Am Vormittag hob der Deutsche Wetterdienst alle seine Unwetterwarnungen auf, im Westen des Landes sei aber weiterhin mit teils heftigem Starkregen zu rechnen.
Nachmittags und abends kann es im westlichen Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen noch kleinräumig Starkregen geben.
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