Indischer Monsun auf dem Vormarsch
Geologisch betrachtet stellt der indische Subkontinent eine tektonische Einheit dar, die "Indische Platte". Er wird im Norden durch das Himalaya-System von Zentralasien getrennt, in östlicher Nachbarschaft zu Hinterindien durch das Patkai- sowie das Arakan-Joma-Gebirge gesäumt, im Westen durch das Bergland von Belutschistan begrenzt und im Süden vom Indischen Ozean umspült, mit dem Arabischen Meer westlich und dem Golf von Bengalen östlich der Halbinsel Vorderindien. Die wichtigsten Staaten auf dem Subkontinent sind Indien und Pakistan. Etwa die Hälfte seiner Landmasse liegt südlich des Wendekreises des Krebses, also in den Tropen.
Diese geographische Lage und seine starke Gliederung in verschiedene Landschaftsformen, von tief liegenden Küstenstreifen und Flussebenen über ausgedehnte Hochflächen bis zu den höchsten Bergen der Erde, bewirken eine außerordentliche klimatische Vielfalt. Dabei wird das Klima des indischen Subkontinents wesentlich durch das Himalaya-Massiv und die Wüste Thar beeinflusst. Die weitgehend zonal verlaufenden Gebirgsketten verhindern den Zustrom von Kaltluftmassen aus dem Hochland von Tibet und den winterkalten Ebenen Zentralasiens. Die Wüste Thar indes bewirkt im Sommer als Heizfläche die Ausbildung eines Hitzetiefs, welches die Monsunzirkulation verstärkt. Die Region ist deutlich wärmer, als es ihrer geographischen Breite entspräche.
Vereinfacht gesagt herrscht also im größten Teil Indiens "Monsunklima". Der indische meteorologische Dienst (India Meteorological Department IMD) unterscheidet vier offizielle Jahreszeiten, und zwar den Winter von Dezember bis April, den Sommer von April bis Juni/Juli, den MONSUN (eigtl. Sommermonsun) von Juni/Juli bis September/Oktober und die Nachmonsunzeit von September/Oktober bis Dezember. Der Monsun bestimmt das Dasein der Menschen ("Regen- und Trockenzeit") als Wasserspender, in wirtschaftlicher Hinsicht, oftmals aber auch mit drastischen Folgen für Leib und Leben. Er ist sozusagen Fluch und Segen zugleich.
Im engeren Sinne sind Monsune großräumige, mit beständigen Winden einher gehende Luftströmungen in den Tropen und Subtropen mit halbjährlichem Richtungswechsel. Ihre Ursachen sind die jahreszeitliche Verlagerung der innertropischen Konvergenzzone (ITC) und die damit zusammenhängende unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land - man kann sie auch als gigantische Land-Seewind-Zirkulation auffassen. Besonders ausgeprägt ist das Monsunsystem des indischen Subkontinents.
Infolge der Coriolis-Kraft erfahren großräumige Horizontalbewegungen auf der Nordhalbkugel eine Rechtsablenkung, so wird der Sommermonsun zum Südwestmonsun. Da er über weite und relativ warme Meeresflächen weht, kann sich die Luft mit Wasser anreichern. Der Sommermonsun ist also feucht-warm und bringt dem indischen Subkontinent ergiebige Regenfälle, die vielfach schauerartig oder gewittrig und demzufolge recht variabel sind. Im raum-zeitlichen Jahresmittel sind es 852 ± 84 mm, was auf seine Beständigkeit als klimatologisches Phänomen hindeutet. Aber auch 100 mm = 100 L/m² pro Tag sind häufig und durch Staueffekte an den Gebirgen können die Niederschläge noch beträchtlich verstärkt werden, so dass für uns unfassbare Rekordwerte möglich sind.
Der Südwestmonsun dreht über dem indischen Subkontinent zyklonal (entgegen dem Uhrzeiger) und strömt in Richtung des südasiatischen Hitzetiefs.
In der Vormonsunzeit wird es in den Ebenen der großen Ströme Indus und Ganges unerträglich heiß, z.T. mit Temperaturmaxima von bis zu 50 °C. Normalerweise breitet sich der Monsun dann ab Anfang Juni vom Süden und Südosten Indiens nordwestwärts aus (Stichwort: Monsunfront) und erreicht etwa Mitte Juli das trockene indisch-pakistanische Grenzgebiet