3,2 Millionen Tonnen: Plastikmüll verweilt viel länger im Ozean als gedacht
Plastikmüll verweilt viel länger in unseren Weltmeeren als bisher angenommen. Auch die Menge des Abfalls ist größer als gedacht. Das wird große Auswirkungen auf unsere Ökosysteme haben.
Plastikmüll in den Weltmeeren ist ein wachsendes Langzeitproblem. Und einer neuen Studie zufolge ist die Plastikmüllsituation im Wasser verheerender als bisher angenommen.
500.000 Tonnen Plastikmüll landen pro Jahr im Ozean
Das Forschungsteam um Mikael Kaandorp von der Universität Utrecht hat die Menge und Verteilung des schwimmenden Plastiks an der Wasseroberfläche modelliert. Dabei haben sie zunächst einmal herausgefunden, dass weniger Plastikmüll in die Weltmeere gelangt als bisher gedacht.
Genau genommen handelt es sich jährlich etwa um 500.000 Tonnen Plastikmüll, das im Gewässer landet. Fast die Hälfte davon stammt aus der Fischerei, rund 40 Prozent gelangt über Küsten in die Meere und der Rest über Flüsse.
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3,2 Millionen Tonnen Plastik schwimmen in den Weltmeeren
Jedoch stellte sich auch heraus, dass sich viel mehr Plastikmüll im Wasser befindet als bisher angenommen. Um die 3,2 Millionen Tonnen Plastik schwimmen in den Weltmeeren.
Die Fachleute schlussfolgern daraus, dass Plastikmüll viel länger im Wasser verbleibt, als frühere Schätzungen vermuten ließen.
Über 95 % davon sind große Plastikpartikel von mindestens 25 mm
In dieser Menge dominieren mit mehr als 95 Prozent vor allem große Plastikpartikel in der Durchmessergröße von mindestens 25 Millimetern. Der größte Anteil der Plastikmasse befindet sich mit 59-62 Prozent an der Meeresoberfläche.
Mehr als ein Drittel der Masse (36-39 Prozent) befindet sich tiefer im Ozean und der Rest befindet sich an Stränden (1,5-1,9 Prozent).
Wachstumsrate von Plastikmüll im Meer könnte wachsen
Dabei bezieht sich die Studie nur auf schwimmendes Material. Kunststoff, der sofort untergeht oder bereits auf den Grund gesunken ist, wurde nicht mit einberechnet. Selbst nach einem vollständigen Stopp des Kunststoffeintrags würde die Plastikmenge im Meer nur sehr langsam zurückgehen, wie die Autor:innen in der Studie beschreiben.
Sie schätzen, dass das Müllaufkommen in die Weltmeere jährlich um etwa vier Prozent zunimmt, wobei sich diese Zahl im Laufe der Jahre aufgrund von Gegenmaßnahmen auch nochmal ändern könnte, betonen sie. Ohne langfristige Lösungen und Vermeidungsstrategien besteht aber das Potenzial, dass sich die bisher geschätzte Wachstumsrate von Plastikmüll in zwei Jahrzehnten verdoppeln könnte.
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Cleanup-Methoden als sinnlos angesehen
Die Fachleute betonen, dass die negativen Auswirkungen der Plastikverschmutzung im Meer auf die Ökosysteme in Zukunft wahrscheinlich zunehmen werden. Melanie Bergmann vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung ist außerdem der Meinung, dass Cleanup-Methoden nicht vielversprechend seien, wie Science Media Center (SMC) berichtet.
Schwimmenden Plastikmüll aus dem Meer zu entfernen sei zu teuer, aufwändig und umweltschädlich. Christian Schmidt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sieht das ebenso als sinnlos an.
Fokus mehr auf Abfallvermeidung lenken
"Selbst wenn Plastik aus dem Meer gesammelt wird, ist oft unklar, was damit passiert, weil es noch schlechter weiterverwendet werden kann als Plastik aus der Müllwirtschaft", zitiert ihn Science Media Center. Beispielsweise ist der pazifische Müllstrudel im Nordpazifik viermal so groß wie Deutschland. "Man würde nie fertig werden", so Schmidt.
Er ist der Meinung, dass Cleanup-Methoden an Stränden mehr Sinn machen. "(…) Man verhindert, dass Material (wieder) ins Meer gespült wird. Strände sind außerdem viel leichter erreichbar als der offene Ozean. Das heißt, praktisch jeder kann beitragen."
Die Fachleute sind der Meinung, dass das Problem an der Quelle angepackt werden müsse. Das heißt, der Fokus solle lieber auf Abfallvermeidung und dem Aufbau einer Plastik-Kreislaufwirtschaft liegen, so Spektrum.de.
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