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Waldbrände in Europa: Das ist die aktuelle Lage

So 15.08.2021 | 14:40 Uhr - Quelle: dpa/wetter.com
48,8 Grad! Unfassbare Hitzerekordzahlen in Italien und Europa

In vielen Ländern herrscht derzeit eine gefährliche Hitze und zahlreiche Einsatzkräfte kämpfen seit Tagen gegen Waldbrände. Alle Infos zur aktuellen Lage.

Während die Waldbrände mancherorts zumindest vorübergehend unter Kontrolle sind, kämpfen andere Regionen immer noch gegen die Flammen:

Italien: Brände halten Land weiter in Atem

In Italien gab es vom 15. Juni bis 15. August insgesamt 52.584 Feuerwehreinsätze. Auch am Sonntag - dem italienischen Feiertag Ferragosto - gab es für die Feuerwehr keine Atempause. Nach ihren Angaben waren 7600 Männer und Frauen im Einsatz, 6000 im regulären Dienst und 1600 als Verstärkung angesichts der Lage. Sie wurden von 15 Löschflugzeugen und 14 Hubschraubern unterstützt.

Zuletzt hatte es heftige Brände unter anderem in den südlichen Regionen Kalabrien, Kampanien und Molise, auf den Inseln Sizilien und Sardinien und in der Umgebung von Rom gegeben. Die meisten gehen laut Medienberichten auf Brandstiftung zurück. Am Samstag meldeten die Carabinieri auf Sizilien die Verhaftung von zwei Viehzüchtern, Vater und Sohn, die mit dem Abfackeln von Dorngestrüpp ihr Weideland erweitern wollten und einen großen Brand auslösten.

Die Tageszeitung "La Repubblica" berichtete am Sonntag, dass viele jahrhundertealte, kulturgeschichtlich bedeutsame Wälder lichterloh brannten. Dazu zähle ein Pinienwald bei Pescara an der Adria, den der dort geborene Dichter Gabriele D'Annunzio (1863-1938) einst besang. In Cuglieri auf Sardinien sei ein tausendjähriger Olivenhain von den Flammen zerstört worden. Auch der Nationalpark Aspromonte in Kalabrien sei schwer geschädigt.

Auf der italienischen Insel Sizilien brannten in der Nacht zum Donnerstag die Pinienwälder, die Flammen bedrohten Häuser und Bauernhöfe. Nach Angaben der Feuerwehr rückten die Einsatzkräfte zu Tausenden Einsätzen auf Sizilien und in Kalabrien aus. Große Hitze und Winde erschweren die Löscharbeiten. Nahe der sizilianischen Stadt Syrakus wurden am Mittwochnachmittag 48,8 Grad Celcius gemessen, möglicherweise ein europäischer Rekordwert.<br>Ähnlich ist die Situation in Griechenland. Dort helfen Feuerwehrleute aus ganz Europa, dem Nahen Osten und dem Balkan bei der Brandbekämpfung. Sie sind in mehreren Regionen des Landes im Einsatz. Schwerpunkte sind die Insel Euböa und die Halbinsel Peloponnes. Unterdessen kämpfen Dorfbewohner in Algerien verzweifelt mit Wasserschläuchen und Ästen gegen Waldbrände, die sich ausbreiten.

Spanien: Hitzewelle mit über 45 Grad

In Spanien herrscht derzeit ebenfalls eine Hitzewelle. Das Land meldete einen Temperaturrekord. In der Gemeinde Montoro in Andalusien im Süden des Landes wurden am Samstag um 17.10 Uhr 47,2 Grad gemessen, wie der Wetterdienst Aemet mitteilte. Damit wurde der bisherige landesweite Rekord von 46,9 Grad noch übertroffen, der am 13. Juli 2017 in der nahe gelegenen Regionalhauptstadt Córdoba gemessen worden war. Dort wurde diese Temperatur am Samstag auch wieder erreicht.

Glutheiß war es auch in Saragossa im Nordosten des Landes (43,2 Grad) und der Hauptstadt Madrid (41 Grad). Die bei Deutschen beliebte Urlauberinsel Mallorca meldete von einigen Orten im Inneren der Insel knapp über 40 Grad, ähnlich heiß war es auf Teilen der Kanaren im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Kommende Woche sollen die Temperaturen dann etwas zurückgehen, in Madrid etwa wurden für Dienstag "nur noch" 33 Grad vorhergesagt.

Zudem kam es bei Valencia zu Waldbränden. Hunderte Einwohner:innen mussten evakuiert werden:

Zerstörerische Flammen! Waldbrände wüten im Osten Spanien

Griechenland: Lage entspannt sich

Innerhalb der vergangenen zwei Wochen haben die Waldbrände in Griechenland mehr 100 000 Hektar Fläche in Schutt und Asche gelegt. Mehr als die Hälfte davon verbrannte auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa.

Mittlerweile entspannt sich die Lage nach den gewaltigen Bränden der vergangenen 14 Tage: Zwar zählte die Feuerwehr von Samstag auf Sonntag 53 neue Brände, allerdings geriet bis zum Sonntagmittag keiner davon vollständig außer Kontrolle. Manche internationalen Helfer reisten ab - etwa ein Team rumänischer Feuerwehrleute. Deutsche Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk blieben dagegen noch im Westen der Halbinsel Peloponnes. Die Region steht unter strenger Beobachtung, weil immer wieder kleinere Brände entstehen und gelöscht werden müssen.

Auf der griechischen Insel Euböa haben sich die Waldbrände am Sonntag weiter unkontrolliert ihren Weg gebahnt. Den sechsten Tag in Folge fraßen sich die Flammen im Norden der zweitgrößten Insel des Landes rasch durch teils unberührte Wälder. Dutzende weitere Dörfer mussten evakuiert werden. Die Feuerfronten seien riesig, die Fläche des verbrannten Landes gewaltig, hieß es.<br>Die Regierung hat die Armee entsandt, um bei der Bekämpfung der Brände zu helfen. Mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Spanien, die Schweiz und Ägypten haben Feuerwehrleute und Ausrüstung nach Griechenland geschickt - auch dringend benötigte Löschflugzeuge. Auf dem Festland, wo in den vergangenen Tagen Vororte der Hauptstadt Athen bedroht waren, gingen die Feuer dagegen etwas zurück.

Türkei: Waldbrände unter Kontrolle

Auch im Süden der Türkei wüteten verheerende Waldbrände. Mittlerweile sind sie größtenteils unter Kontrolle.

In der türkischen Urlaubsregion Antalya sind mehrere Waldbrände ausgebrochen, die bislang nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Die Feuerwehr kämpfte am Mittwoch mit einem Großaufgebot gegen die Flammen. Dabei kamen auch Löschflugzeuge und Hubschrauber zum Einsatz. Auch Notfallteams aus den umliegenden Provinzen waren im Einsatz. Das Feuer wurde vom Wind in Richtung von Wohngegenden getrieben, mehrere Wohnviertel mussten evakuiert werden.

In der Schwarzmeerregion der Türkei kamen dort zudem in den vergangenen Tagen über 50 Menschen in Zusammenhang mit Überschwemmungen ums Leben: Zahl der Toten steigt auf 58: Verheerende Überflutungen in der Türkei

Russland: Flammen breiten sich weiter aus

Die Waldbrand-Katastrophe in Russland weitet sich bedrohlich aus. Am Sonntag meldete die Fortschutzbehörde landesweit fast 252 Brände auf einer Gesamtfläche von 4,4 Millionen Hektar. Das ist erneut mehr als am Vortag und entspricht etwa der Fläche von Niedersachsen. Mehr als 8000 Helfer sind demnach im Kampf gegen die Flammen im Einsatz. 14 Löschflugzeuge unterstützen von der Luft aus.

Am schlimmsten ist die Lage nach wie vor in der Teilrepublik Jakutien im Osten Sibiriens. Allein dort brennt es der Forstschutzbehörde zufolge aktuell auf einer Fläche von 4,2 Millionen Hektar. Zuletzt war dort die Zahl der Löschteams auf Anweisung von Präsident Wladimir Putin massiv aufgestockt worden. Am Sonntag sind den Behörden Jakutiens zufolge 4900 Kräfte vor Ort gewesen. Sie wollen verhindern, dass die Flammen auf mindestens neun Dörfer übergreifen. 

Viele Brände liegen zwar weit entfernt von Dörfern - und Städten und werden deshalb nicht gelöscht. Gefährlich sind sie für die Menschen dennoch: Der für die Gesundheit schädliche Rauch ist bereits Tausende Kilometer weit nach Westen und Süden gezogen.

Wie du dich bei einem Waldbrand richtig verhältst, erfährst du in diesem Artikel: Höchste Warnstufe! Das richtige Verhalten bei einem Waldbrand

Welche Auswirkungen Waldbrände auf unser Klima haben, erklärt unser Meteorologe Georg Haas:

Im letzten Jahr wüteten auf unserem Planeten unzählige Brände. Dem gigantischen Inferno fielen Menschen und Tiere auf dramatische Weise zum Opfer. Mit jedem Baum, den wir im Rahmen unserer SAT.1-Waldrekord-Woche vom 13. bis 19. März 2021 anpflanzen, gewinnen wir einen wichtigen Verbündeten im Kampf gegen das drohende Klimainferno. Was mit unserem Klima passiert, wenn Wälder brennen, erklärt unser Meteorologe Georg Haas im Video.

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