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Studien zeigen: So tödlich können Hitzewellen in Deutschland sein

Mi 07.08.2019 | 13:20 Uhr - Quelle: dpa/wetter.com
Dürre in Deutschland: Lage verschärft sich extrem!

Deutschland schwitzt! Uns erwartet die längste Hitzewelle des Jahres. Doch kaum jemandem ist dabei bewusst, wie tödlich Hitzewellen tatsächlich sind.

Dieser Sommer ist in vielen Regionen Deutschlands wieder einmal zu trocken, länger anhaltende Hitze gab es bislang jedoch eher selten. Nun erwarten uns jedoch einige heiße Tage am Stück. Mehr über die Dürre-Situation erfährst du im Video am Anfang des Artikels.

Längste Hitzewelle des Jahres kommt

Gibt es eine Hitzewelle in Deutschland ist das Wetter meist Gesprächsthema Nummer 1 in Deutschland. Dabei gehen die Meinungen weit auseinander. Manche sind der Meinung, dass mehrere dieser heißen Tage einen richtigen Sommer in Deutschland erst ausmachen, für andere wird eine Hitzequelle schnell zur Qual.

Täglich erreichen uns Kommentare der wetter.com-User über Facebook, Instagram & Co., in denen es mit Bezug auf die Berichterstattung über Hitze im Grunde heißt: "Alles reine Panikmache, es ist ja nur ein bisschen warm; das gehört in einem richtigen Sommer dazu." - Doch so ganz stimmt das nicht. Es gibt schließlich nicht umsonst amtliche Warnungen vor Hitze. Wie tödlich Hitzewellen tatsächlich ausgehen können, ist den wenigsten bewusst.

Mehrere Tausend Tote in Deutschland während Hitzewelle 2003

Seit dem Jahr 2000 setzten mehrere extreme Hitzewellen den Menschen in Deutschland zu. Forscher haben berechnet, welche die tödlichsten waren - und welche Faktoren entscheidend sind.

"Ich sterbe vor Hitze." Das ist leicht gesagt in diesen Tagen, auch wenn man sich nur verschwitzt-schlapp fühlt. Vor allem für ältere Menschen sind Hitzewellen aber tatsächlich ein tödliches Risiko. Studien zeigen, dass solche Perioden in den vergangenen Jahren in Deutschland für tausende Todesfälle gesorgt haben.

Mit geschätzt 7600 Toten sei die Hitzewelle 2003 die folgenschwerste im Zeitraum 2001 bis 2015 gewesen, berichteten kürzlich Wissenschaftler im "Bundesgesundheitsblatt". Für den Sommer 2018 liegen keine bundesweiten Auswertungen vor - allein für Berlin gehen Experten aber von etwa 490 Todesfällen aus, für Baden-Württemberg von etwa 2000. Über den ebenfalls sehr heißen Sommer 2019 gibt es bislang keine Auswertung.

In den Hitze-Sommern 2006 und 2015 starben den Berechnungen zufolge im ganzen Land rund 6200 beziehungsweise 6100 Menschen aus dem Grund.

Was in unserem Körper bei Hitze passiert, zeigen wir dir in unserem Video:

Bei hohen Temperaturen fühlen wir uns oft schlapp, müde und unkonzentriert. Kein Wunder, denn Hitze ist eine Extrem-Situation für unseren Körper, auf die er reagieren muss.

Deshalb sind vor allem ältere Menschen betroffen

Mitautor Matthias an der Heiden vom Robert Koch-Institut in Berlin sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Man sieht, dass vor allem in den Altersgruppen 75 bis 84 und über 85 Jahren ein besonderes Risiko besteht." Mit einer aktuellen Zunahme der Todesfälle in Deutschland wegen der Juni-Hitze sei zu rechnen. 

Bei mehreren Arten von Erkrankungen verschlimmern sich die Symptome bei hohen Temperaturen, dazu zählen etwa Atemwegserkrankungen. Betroffen sind dem Experten zufolge aber nicht nur Menschen mit Grunderkrankungen: Hitze belaste generell das Herz-Kreislaufsystem - der Körper muss die eigene Temperatur konstant halten. 

Doch nicht nur unsere Gesundheit leidet unter großer Hitze. Welche Auswirkungen die aktuelle Hitzewelle im Juli 2019 bereits hat, kannst Du im Artikel nachlesen:

Hitze & Trockenheit in Deutschland: Das sind die Folgen

Gründe für einen Hitzetod

Häufig lägen die Gründe für einen Hitzetod in einer fehlenden Anpassungsfähigkeit des Körpers, sagte der Charité-Arzt Christian Witt kürzlich dem "Tagesspiegel". "Ältere Menschen können sich nicht mehr so gut an Wärme und Extremwetterlagen adaptieren wie junge Leute."

Einzelne heiße Tage stellen den Analysen zufolge weniger ein tödliches Risiko dar - gefährlich werde es ab mehreren Hitzetagen in Folge, erläutert an der Heiden. Ab Wochenmitteltemperaturen von 20 Grad, Tages- und Nachtwerte einberechnet, würden systematisch mehr Todesfälle beobachtet. Derart warme Wochen seien in den vergangenen Jahrzehnten deutlich häufiger beobachtet worden, heißt es in der Studie. Der Trend werde sich vermutlich im Zuge der Klimaerwärmung fortsetzen "und eventuell noch verschärfen".

Wie du dich bei Hitzenotfällen richtig verhältst, zeigen wir dir in diesem Video:

Hitze bedeutet für viele Menschen auch ein gesundheitliches Risiko. Nicht selten kommt es zu einem Hitzschlag, einer Hitzeerschöpfung oder einem Sonnenstich. Als Helfer ist es wichtig, dass man im Notfall richtig reagiert.

Wieso muss die Zahl der Hitzetoten überhaupt geschätzt werden? 

Mit länger andauernder Hitze werde es immer schwieriger, sich zum Schutz vor der Hitze in Gebäude zurückzuziehen, weil diese sich zunehmend aufheizen, sagte an der Heiden. "Gerade Menschen, die nicht so flexibel sind, zum Beispiel bettlägerig - die sind teils noch stärker gefährdet." Wichtig sei, dass nicht mehr handlungsfähige Menschen genug Unterstützung bekämen: Dass man ihnen Getränke bringt oder für Erfrischung sorgt, indem man Hände oder Füße in kühles Wasser legt, so der Wissenschaftler. Zu den Empfehlungen zählten auch vermeintlich naheliegende Dinge wie ausreichendes Trinken. 

Wie Matthias an der Heiden erklärt, können Ärzte zwar Hitze als Todesursache angeben, tatsächlich werde das aber nur sehr selten gemacht. Die Wissenschaftler analysieren deshalb die Sterbezahlen mit Blick auf Tage, an denen deutlich mehr Menschen sterben als üblich. Mittels eines mathematischen Modells suchen sie systematisch nach Zusammenhängen zwischen hohen Temperaturen und erhöhten Sterbezahlen.

Fazit: Genieße den Sommer, aber...

Wie es im "Bundesgesundheitsblatt" heißt, traten sechs der elf extremsten Hitzewellen im Zeitraum 1950 bis 2015 nach dem Jahr 2000 auf. Eine einheitliche Definition, ab welcher Dauer von einer Hitzewelle gesprochen wird, gebe es nicht. Um die Schwere zu beurteilen, gälten hitzebedingte Todesfälle als wichtige Größe.

Zusammengefasst lässt sich also festhalten: Ja, man sollte jedes Wetter so gut es geht genießen und ausnutzen. Für viele, die Ferien oder Urlaub haben, bedeuten heiße Temperaturen immerhin großes Badevergnügen. Unterschätzen sollte man die Hitze jedoch nicht, da sie auch zur Gefahr für die Gesundheit werden kann. Warnungen vor den Temperaturen und der UV-Strahlung sollten deshalb ernst genommen werden. 

In Indien werden immer neue Hitzerekorde aufgestellt. In der Hauptstadt Delhi stieg das Thermometer zum Beispiel auf über 50 Grad Celcius. Hinzu kommt eine extreme Wasserknappheit, weil es in der Regenzeit deutlich weniger Niederschläge gab als üblich. Die Auswirkungen sind teils katastrophal.

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