Faktencheck Maske: Ist sie für Kinder wirklich gefährlich?
Die Behauptung, dass im bayerischen Schweinfurt ein junges Mädchen durch das Tragen einer Maske gestorben sei, hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Aber sind Masken für Kinder wirklich gefährlich?
In Corona-Zeiten ist die Maske für viele Schulkinder in Deutschland ein treuer Begleiter. Die Maskenpflicht gefährde aber die Kinder, heißt es vielfach in sozialen Netzwerken. Stimmt das?
Sind Masken für Kinder tatsächlich gefährlich?
Die Behauptung lautet, dass das Tragen einer Maske stellt eine Gefahr für das Wohl des Kindes dar und kann sogar zum Tod führen. Doch diese These ist falsch. Wenn es sich um eine luftdurchlässige Community-Maske handelt, besteht für das Kind keine Gefahr.
Übrigens: Was du in den kalten Monaten beim Maskentragen beachten musst, erfährst du oben im Video.
Todesursache Maskentragen ist unmöglich
"Unmöglich" sei es, dass ein Kind durch das Tragen einer Alltagsmaske ums Leben kommen könne, sagt der Berliner Mediziner und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, der Deutschen Presse-Agentur. Auch kleine Kinder könnten einen Mundschutz tragen. "Das ist gar kein Problem", erklärt der Experte.
Lediglich Abgeschlagenheit als mögliche Folge
Angenommen, ein Kind würde tatsächlich nicht genügend Sauerstoff oder zu viel CO2 einatmen, dann würde es müde werden und sich abgeschlagen fühlen, so der Mediziner. In diesem Fall würde das Kind die Maske von allein abnehmen. "Davon stirbt man aber auf gar keinen Fall", erklärt der Experte, denn: "Das CO2 ist ein Gas und bleibt im Stoff nicht hängen."
Luftaustausch findet durch die Maske statt
Dominic Dellweg, Chefarzt für Pneumologie am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, veranschaulicht das: "Wenn Luft durch die Maske geht, gehen auch Sauerstoff und CO2 durch." Auch er schließt aus, dass ein gesundes Kind durch die Verwendung einer Alltagsmaske stirbt.
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Daher atmet man durch die Maske schlechter
Aber warum atmet man mit Maske schlechter? Eine Maske stellt allgemein - unabhängig von Sauerstoff und CO2 - einen Widerstand für die Atmung dar. Dadurch erhöhe sich die Atemanstrengung und das Gehirn könne eine Luftnot melden, erklärt Dellweg. Deshalb rät er zu einer "sehr gut durchatembaren" Maske für Kinder. Im Gegensatz zu den medizinischen Masken gibt es bei den sogenannten Community-Masken dafür keine Norm.
Säuglinge sollten keine Maske tragen
Allgemein gilt für Kinder, die noch nicht das Grundschulalter erreicht haben, eine "Kann-Empfehlung" für Masken, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Säuglinge sollten der Empfehlung zufolge keine Maske tragen.
Bei Risikogruppen das Arztgespräch suchen
Bei Kindern, die aufgrund einer Erkrankung in ihrer Herz- oder Lungenfunktion eingeschränkt sind, soll das Risiko der Maske individuell mit dem Arzt abgeklärt werden. Ein Beispiel: Asthmakranke Kinder können bei einem Anfall in Atemnot geraten. In so einem Fall verschlechtert die Maske nach Worten von Dominic Dellweg die Situation.
Viele Fake-News auf Social Media
Die Diskussion um die Gefahr des Kindeswohles durch Tragen von Masken wurde durch mehrere Falschmeldungen in sozialen Netzwerken entfacht. In einem Beitrag wird etwa behauptet, dass ein sechsjähriges Mädchen in Schweinfurt durch das Tragen einer Maske erst bewusstlos wurde und dann starb.
Die Polizei in Unterfranken nahm dazu bereits Stellung: "Das sind Internetmärchen, die seit Dienstag auf verschiedenen Social-Media-Kanälen in der Region verbreitet werden", erläuterte eine Sprecherin.
Welche Fake-News noch rund um das Coronavirus existieren, zeigen wir dir in diesem Artikel:
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Keine maskenbedingten Todesfälle in Hessen und Ostfriesland
Auch von dem angeblich maskenbedingten Tod zweier Kinder in Ostfriesland und in Wiesbaden ist in sozialen Netzwerken die Rede. Die zuständigen Staatsanwaltschaften in Wiesbaden und Aurich (Ostfriesland) teilten allerdings der dpa mit, dass ihnen keine solchen Fälle bekannt seien.
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