Die erste tägliche Wetterkarte
So 08.04.2012 | 14:30 Uhr
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Renate Molitor
Diese erste Wetterkarte umfasste bereits ganz Mittel- und Nordeuropa und enthielt Angaben über Luftdruck, Temperaturen, Wind, Niederschläge und den Seegang.
Damals war es noch nicht üblich, neben den Beobachtungsdaten auch synoptische (griech. : Synopse=Zusammenschau) Wetterbetrachtungen zu machen. Als Urheber dieser synoptischen Meteorologie gilt der Leipziger Physiker Heinrich Wilhelm Brandes (1777-1834). Er hatte 1816 die Idee, schon damals die in Deutschland und weltweit erhobenen Wetterdaten in einer Karte zusammenzufassen. Daraus zeichnete er die erste Wetterkarte. Bis jedoch regelmäßig Wetterkarten erscheinen konnten, war es noch ein langer Weg. Bis die Daten aus St. Petersburg oder Florenz mit der Postkutsche eintrafen, konnten Monate vergehen. Das war für Vorhersagen natürlich viel zu langsam. Schwung kam in die Angelegenheit mit der Erfindung des Morse-Telegrafen 1832, weil damit innerhalb kürzester Zeit Daten übermittelt werden konnten.
Die erste Wetterkarte des Seewetteramtes (Quelle: DWD)
(Die erste Wetterkarte von1876: Bild Deutscher Wetterdienst)
Zu den täglichen Wetterkarten kam es aber erst durch ein "Wetter-Unglück" während des Krim-Krieges 1854. Damals vernichtete ein schwerer Sturm Schiffe und Lager der Franzosen. Napoleon III. gab daraufhin an der Pariser Universität eine Analyse in Auftrag. Dabei kam heraus, dass der Sturm ganz Europa überquert hatte und mit einem telegrafischen Wetterdienst und Karten hätte vorhergesagt werden können.
In Deutschland wurden seit 1861 von der Seewarte zur Sturmwarnung täglich telegrafische Wettermeldungen gesammelt und in Tabellen veröffentlicht. Ab 1876 brachte die Seewarte dann etwa 70 Jahre lang eine tägliche Wetterkarte heraus. Im Dritten Reich übernahm der Reichswetterdienst diese Aufgabe. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde 1952 der Deutsche Wetterdienst gegründet und es gab erst nur Wettervorhersagen für die einzelnen Bundesländer. 1973 wurden die Informationen für den ganzen Norden vom Seewetteramt Hamburg gebündelt und für Süddeutschland war das Wetteramt in Frankfurt zuständig. Beide erstellten täglich Amtsblätter, die neben Wetterkarten auch Vorhersagen enthielten. Diese beiden Blätter wurden dann 1989 zusammengelegt, nach dem Fall der Mauer kamen noch die Daten des meteorologischen Dienstes der DDR dazu. Moderne Datenverarbeitung machen es heute möglich, immer präzisere und buntere Karten zu erstellen, denn das Interesse am Wetter ist nach wie vor ungebrochen.