Blackout auf der Iberischen Halbinsel: Wetterbedingte Ursachen als möglicher Auslöser?
Inwiefern waren plötzliche Veränderungen der Wetterbedingungen ein möglicher Grund für die weitreichenden Stromausfälle in Spanien und Portugal? Wir untersuchen diese Möglichkeiten, auch wenn bisher keine definitive Ursache bekannt gegeben wurde.
Am 28. April 2025 kam es zu einem massiven Stromausfall, der weite Teile Spaniens, Portugals sowie Teile Frankreichs lahmlegte. Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica bezeichnete den Vorfall als "beispiellos" und "außergewöhnlich". Auch wenn die genaue Ursache weiterhin untersucht wird, deuten erste Analysen darauf hin, dass wetterabhängige Effekte eine entscheidende Rolle gespielt haben könnten.
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Der Stillstand auf der Iberischen Halbinsel
Die Auswirkungen auf das öffentliche Leben waren erheblich. In Madrid, Lissabon und anderen Städten kam der öffentliche Nahverkehr weitgehend zum Erliegen. U-Bahnen und Züge standen still, Flughäfen mussten auf Notstromaggregate umstellen, Ampelanlagen fielen aus und Mobilfunknetze waren vielerorts unterbrochen. Einzelhändler sahen sich gezwungen, ihre Geschäfte zu schließen, da Kassensysteme und Kühlanlagen ohne Strom nicht mehr funktionierten. Millionen Menschen waren über Stunden hinweg ohne Stromversorgung. Besonders dramatisch zeigte sich die Lage in Madrid, wo Rettungskräfte fast 300 Personen aus steckengebliebenen Aufzügen befreien mussten.
Keine extremen Temperaturstürze, aber wetterbedingte Effekte
Eine Analyse der Wetterdaten zeigt, dass es am 28. April 2025 keine extremen Temperaturschwankungen gab. Die Tageshöchsttemperaturen lagen in Regionen wie Extremadura, Madrid und Barcelona zwischen 21 und 22 Grad Celsius und entsprachen damit den üblichen saisonalen Werten. Ein direkter Einfluss durch abrupte Temperaturstürze oder extreme Hitze auf die Stabilität des Stromnetzes kann somit ausgeschlossen werden.
Stattdessen rückt eine seltene atmosphärische Erscheinung in den Fokus der Untersuchungen: sogenannte induzierte atmosphärische Vibrationen. Diese können entstehen, wenn sich durch plötzliche Veränderungen der Wolkendecke, etwa nach dem Abzug einer großflächigen Wolkenfront, die Solarstromproduktion sprunghaft erhöht. Spanien besitzt eine hohe Dichte an Photovoltaikanlagen. Kommt es zu einem plötzlichen, massiven Anstieg der Sonneneinstrahlung, kann innerhalb weniger Minuten eine enorme zusätzliche Einspeisung von Solarstrom ins Netz erfolgen.
Die mögliche Rolle von Solarstromschwankungen bei den Netzproblemen
Solarstrom ist von Natur aus wetterabhängig. Wenn nach einer Phase starker Bewölkung plötzlich wieder volle Sonneneinstrahlung auf die zahlreichen Solaranlagen trifft, kann die Einspeisung kurzfristig massiv ansteigen. Solche raschen Solarstromschübe können das Stromnetz destabilisieren, insbesondere wenn, wie in Spanien, viele Photovoltaikanlagen gleichzeitig produzieren und keine ausreichenden Regelmechanismen vorhanden sind. Da Solarparks zudem weniger "dämpfende" Eigenschaften als konventionelle Kraftwerke besitzen, können sie Schwankungen schlechter abfedern.
Ein plötzlicher Solarstromschub kann zu lokalen Überspannungen, Frequenzanhebungen und sogar zu starken Schwingungen im Stromnetz führen. Versuchen automatische Regelsysteme, diese Instabilitäten auszugleichen, können Schutzmechanismen ausgelöst werden, die einzelne Kraftwerke oder Netzabschnitte automatisch vom Stromnetz trennen. Im Fall des Blackouts vom 28. April führte genau eine solche automatische Netztrennung dazu, dass Spanien sich vom restlichen europäischen Verbundnetz isolierte. Innerhalb kurzer Zeit fehlten rund 15 Gigawatt an Erzeugungsleistung, was etwa 60 Prozent des damaligen spanischen Stromverbrauchs entsprach.
Auch wenn es bislang keine endgültige Bestätigung gibt, deuten die bisherigen Analysen stark darauf hin, dass wetterabhängige Effekte, insbesondere im Bereich der Solarstromerzeugung, eine zentrale Rolle bei den massiven Netzschwankungen gespielt haben.
Warum ein solcher Vorfall in Deutschland weniger wahrscheinlich ist
In Deutschland wäre ein vergleichbares Szenario deutlich unwahrscheinlicher. Das deutsche Stromnetz ist eng in das europäische Verbundnetz integriert und durch zahlreiche internationale Verbindungen sehr stabil. Zudem verfügt Deutschland über ausgebaute Speicher- und Regelenergiesysteme, die kurzfristige Schwankungen effizient ausgleichen können. Frequenzüberwachungen und automatische Regelsysteme reagieren schneller und robuster auf plötzliche Änderungen in der Einspeisung. Auch geografisch unterscheidet sich Deutschland: Die vergleichsweise gemäßigten Wetterbedingungen und die flächendeckendere Verteilung der erneuerbaren Energien tragen zusätzlich zur Stabilität bei.
Spanien und Portugal hingegen sind geografisch isolierter und besitzen weniger Pufferkapazitäten im Netz, was sie anfälliger für großflächige Störungen bei plötzlichen Wetterumschwüngen macht. Die starke Abhängigkeit von Solar- und Windenergie, kombiniert mit einer weniger dichten Netzstruktur, erhöht das Risiko von Instabilitäten bei schnellen Wetteränderungen deutlich.
Der Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel verdeutlicht die wachsenden Herausforderungen, die mit dem Ausbau wetterabhängiger erneuerbarer Energien einhergehen. Obwohl der genaue Ablauf des Blackouts noch untersucht wird, legen die bisherigen Erkenntnisse nahe, dass rasche Änderungen in der Solarstromproduktion eine zentrale Rolle gespielt haben. Dieser Vorfall unterstreicht, wie wichtig robuste Infrastrukturen und flexible Regelungssysteme für die Energieversorgung der Zukunft sind.
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Dieser Text wurde mit Hilfe von KI-Systemen erstellt und von der Redaktion überprüft.