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Klima

Wenn Bäume auf Twitter ihr Leid klagen

Mi 13.04.2016 | 00:00 Uhr - Quelle: dpa
Zum besseren Verständnis von Bäumen werden jetzt einige vernetzt. ©Shutterstock

"Hilfe, ich habe Durst" - so könnte es klingen, wenn demnächst eine Kiefer aus der Schorfheide twittert. Forscher wollen auf diese Art die Auswirkungen des Klimawandels auf Pflanzen erfassen.

Dass Menschen mit ihren Pflanzen sprechen, ist nicht ungewöhnlich. Doch jetzt twittern Bäume zurück. "Wir haben eine Sprache gefunden, wie diese mit uns kommunizieren können", sagte die Ökophysiologin Kathy Steppe von der belgischen Universität Gent. Die Forscherin will wissen, wie es Pflanzen im Klimawandel ergeht.  

Fitnesstracker für Bäume
In Joachimsthal, 70 Kilometer nordöstlich von Berlin, steht eine "Test-Birke". "Die Bäume werden einfach mit Messfühlern und Sensoren ausgestattet, die ihre Vitalwerte per WLAN direkt ins Internet senden", erläuterte sie. "Es funktioniert wie eine Art Fitnesstracker beim Menschen." 

Herzschlag der Bäume auf Twitter
Im Kern geht es darum, Veränderungen im Wasserhaushalt von Bäumen zu erkennen. "Der Wassertransport ist der Herzschlag eines Baums", sagte Andreas Bolte, Leiter des Eberswalder Thünen-Instituts für Waldökosysteme, das als Bundesforschungsinstitut an dem Projekt beteiligt ist. Letztlich könnten Tweets über Verdunstung und Wasserfluss bei starker Trockenheit mit der Formel "Hilfe, ich habe Durst" übersetzt werden.

Wetterextreme plagen Bäume
Der Klimawandel und damit einhergehende Extremwetterlagen setzen Bäumen in ganz Europa mächtig zu. Über vier Jahre haben Genetiker, Ökophysiologen, Holz-Anatomen und Pflanzenökologen innerhalb des europäischen Forschernetzwerks 'Streess' sich dieses Themas angenommen und Daten zusammengetragen. 

Fichten zum Beispiel reagierten sehr sensibel auf Trockenheit, Eichen wiederum seien resistenter. "Uns interessierte, warum ein Baum besser mit Trockenheit oder Kälte klarkommt und ein anderer nicht", sagte er weiter. "Erst so haben wir ein Handwerkszeug, um eingreifen zu können", betonte Bolte.  

Öffentlichkeit wird für das Thema sensibilisiert
Die "TwitteringTrees" seien deshalb ein sehr wichtiger Baustein in den Untersuchungen, betonte Steppe. "Sie senden ihre Daten ungefiltert raus. Jeder kann so sehen, wie es den Bäumen geht. Das sensibilisiert über Social Media die Menschen", sagte die Forscherin.

Europaweites Netzwerk geplant
In Belgien twittern bislang schon sechs mit solchen Systemen ausgerüstete Bäume, in den Niederlanden einer. Bolte will die Vorführ-Anlage am 14.04.2016 einer Kiefer in der Schorfheide (Brandenburg) anlegen. Auch weitere twitternde Bäume sind geplant, um ein europaweites Frühwarnsystem aufzubauen.
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