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Unwetter

Tornado am Niederrhein: Schwerverletzter und Schneise der Verwüstung

Do 17.05.2018 | 06:56 Uhr - Quelle: dpa/wetter.com
Der Tornado bei Viersen sah nicht nur sehr bedrohlich aus, er richtete auch massive Schäden an. ©dpa

Ein Tornado hat am frühen Mittwochabend in der Nähe von Viersen in Nordrhein-Westfalen gewütet. Häuser wurden abgedeckt, Menschen erstarrten vor Angst.

Der dunkle Wirbelsturm wälzt über Felder hinweg, Bäume brechen um, Dächer werden abgedeckt. Die bedrohliche Szene mit mindestens einem Schwerverletzten spielt nicht in den USA, sondern im Raum Viersen am Niederrhein. Es ist kurz vor 18 Uhr am Mittwochabend, als der Tornado in dem Ortsteil Boisheim auftaucht und in einem schmalen Streifen auch Nachbarortschaften erfasst.

Ein 23-Jähriger, der aus seinem Fahrzeug aussteigt, wird durch herabstürzende Äste schwer verletzt. Es gibt auch einen leichtverletzten Feuerwehrmann.

Tornado knickt zahlreiche Bäume um

Aus dem Auto und dem Dachfenster filmen Augenzeugen die mächtige Windhose, die Erde und teilweise auch Hagel durch die Luft wirbelt, wie auf Videos in den sozialen Netzwerken zu sehen ist. Zahlreiche Bäume stürzen durch die Naturgewalt um.

Alle Tornado-Videos aus Boisheim sehen Sie in unserer Facebook-Gruppe "Wetter-Momente"

Auf der A61, auf Land- und Kreisstraßen gibt es massive Verkehrsbehinderungen. Die Bahnstrecke zwischen Venlo und Mönchengladbach muss ebenfalls gesperrt werden, berichtet die Polizei in einer ersten Bilanz. Zumindest einige Nebenstraßen dürften für eine längere Zeit gesperrt bleiben. Wie hoch der Sachschaden ist, können die Behörden zuerst noch nicht beziffern.

In fünf Minuten werden große Schäden angerichtet

Edith Schaul in Viersen-Boisheim steht gerade im Garten, als das Unwetter aufzieht. Erst Wolken, es donnert, dann wird auch Erde aufgewirbelt. Sie sucht schnell Schutz im Haus. "Ruckzuck, in fünf Minuten war es vorbei", schildert sie wenige Stunden später.

Abgedeckte Dächer an vielen der Häuser, Baumreste und auch ein Wohnwagen, der durch die Luft gewirbelt in Büschen landete, hat die Windhose zurückgelassen. Noch bei Tageslicht machen sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW, Anwohner und Dachdecker daran, die Schäden zu beseitigen. Mit Besen, Leitern und Werkzeug. Am Donnerstagmorgen wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt.

Ein Tornado hat am Mittwochabend (16.05.2018) im nordrhein-westfälischen Viersen starke Schäden angerichtet. Gegen 18 Uhr zog der Wirbelsturm über mehrere Ortschaften in der Gegend hinweg. In Boisheim wurden durch Hagel und Sturmböen zahlreiche Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt. Laut Angaben der Feuerwehr wurde ein Mann verletzt, als er beim Aussteigen aus seinem Auto von einem Ast getroffen wurde. Ein Feuerwehrmann wurde ebenfalls leicht verletzt.

Über 40 Häuser durch den Tornado beschädigt

Allein im 2000 Einwohner zählenden Viersen-Boisheim haben nach ersten Schätzungen 40 bis 50 Häuser nun Schäden. Mehrere von ihnen sind nach den Angaben der Stadt sogar so stark beschädigt, dass die Bewohner vorerst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren können. Es müssen Notunterkünfte her. Insgesamt erlitten rund 150 Menschen materielle Schäden.

"Eine Windhose hat eine Schneise der Verwüstung durch den Kreis Viersen geschlagen", berichtet der Kreis zunächst mit Verweis auf die Feuerwehr auf seiner Facebook-Seite. Es sei aber glücklicherweise örtlich begrenzt nur ein schmaler Streifen, wie sich bei den zahlreichen Einsätzen dann herausgestellt habe.

Aus dem Auto heraus hat ein Augenzeuge den Tornado im Landkreis Viersen gefilmt. Die Bilder zeigen die mächtige Größe des Wirbelsturms. Zudem schildert der Wetterfan seine Eindrücke, als er den Tornado entdeckte und dieser Bäume umfallen ließ wie Streichhölzer.

Neben Viersen-Boisheim erfasste der Sturm auch Nettetal-Schaag, Schwalmtal-Dilkrath, Schwalmtal und teilweise auch Niederkrüchten.

Der Wirbelsturm vom Mittwoch steht in diesem Jahr nicht allein da. In Deutschland sind 2018 bisher mindestens sechs Tornados beobachtet worden. Wie stark der Tornado von Viersen genau war, lässt sich erst im Nachhinein rekonstruieren, wenn man die Schäden vor Ort bewerten kann.

Der Tornado im Raum Viersen (Nordrhein-Westfalen) hat nicht nur Menschen verletzt, Bäume umgenietet und Häuser beschädigt. Auch ein Wohnwagen flog meterweit durch die Luft. Unser Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand blickt im TV-Studio von WELT auf das Schadensbild des jüngsten Tornados in Deutschland.

Tornados können das ganze Jahr über vorkommen

Tornados entstehen an großen Gewitterwolken und können das ganze Jahr über vorkommen. Am höchsten ist die Tornadogefahr im Sommerhalbjahr, wenn eben Gewitter entstehen. Dazu brauchen wir eine Windscherung. Kommen in der Höhe und am Boden die Winde entgegengesetzt, beginnt die Gewitterwolken zu rotieren - ähnlich wie bei einem Strudel.

Beispiel: Erhitzt sich durch die starke Sonneneinstrahlung die Luft und es entsteht eine Gewitterwolke, steigt warme Luft empor. Gibt es nun Bodenwind aus beispielsweise südlichen und südöstlichen Richtungen und kommt der Wind in höheren Luftschichten aus Nord bis Nordwest, laufen die Winde ineinander und beginnen zu rotieren.

Solche Voraussetzungen bieten wechselhafte Wetterlagen ab dem späteren Frühjahr bis in den Sommer bei hohem Sonnenstand und/oder bei starken Kaltfronten, wenn von Nordwesten her kalte Luft auf warme Luft trifft und so genannte Kaltfrontgewitter entstehen. Dann sind Tornados zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. 

Das Gefährliche an Tornados ist einerseits der Wind, andererseits der starke Unterdruck, der im Bereich eines Tornados entsteht. Worin der Unterschied zwischen einem Tornado und einer Fallböe liegt, erklären wir in folgendem Video.

Auch in diesem Jahr haben Tornados und Fallböen wieder große Schäden angerichtet. Doch wie entstehen sie und wie unterscheidet man die beiden Wetterphänomene? Wir klären auf.

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