Stevia - süß, süßer, 300-mal süßer
"Ein Weniger an Zucker - chemische Bezeichnung:
Saccharose - bringt oft ein Mehr an Gesundheit, zum Beispiel bessere Zähne,
eine schlankere Figur oder auch ein geringeres Risiko für Diabetes
mellitus."
Stevia ist bis zu 300-mal süßer als Zucker
Wer trotzdem reichlich Süßes genießen möchte, kann nicht nur zu industriellen
Süßstoffen greifen, sondern seit einigen Monaten auch zu dem Süßkraut-Extrakt
"Stevia". Bis zu 300-mal süßer als Kristallzucker, kalorienfrei und
trotzdem ganz "natürlich", das verspricht das aus den Blättern
lateinamerikanischen Süßkrauts (auch: Honigkraut) gewonnene Stevia-Pulver. Die
Ureinwohner Paraguays und Brasiliens süßen seit Jahrhunderten mit
Stevia-Blättern, berichtet Gisela Olias vom Deutschen Institut für
Ernährungsforschung in Potsdam. Auch in Japan sei Stevia-Pulver seit den
70er-Jahren weit verbreitet. In den EU-Staaten sei der Süßkraut-Extrakt
allerdings erst seit Dezember 2011 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen.
"Seitdem gelten Bedenken, er könne beim Menschen Krebs erregen oder dessen
Fruchtbarkeit beeinträchtigen, unter Wissenschaftlern als ausgeräumt."
Regelmäßiger Konsum kann den "Süßhunger" steigern
Unbegrenzt zu empfehlen sei Stevia allerdings ebenso wenig wie chemisch
hergestellte Süßstoffe, erläutert Stefanie Gerlach von diabetesDE, der
Deutschen Diabetes-Hilfe. Zwar habe der Süßkrautextrakt anders als Zucker so
gut wie keinen Nährwert - weder für den Menschen noch für unliebsame
Karies-Bakterien - und auch keinen Einfluss auf den Insulin- oder
Blutzuckerspiegel. Aber regelmäßiger Süße-Konsum führe oft dazu, dass der
"Süßhunger" der Betroffenen steige und sie nicht nur ihre Dosis
vergrößerten, sondern auch die Gesamtmenge an süßen Nahrungsmitteln, die sie
mit "gutem Gewissen" verzehrten. "Ein Kuchen bleibt aber ein
Kuchen, mit viel Fett und wenig Gesundem, auch wenn er 'nur' mit Süßstoff oder
Stevia gebacken wurde." Auch deshalb sei die oft als Empfehlung
missverstandene Kennzeichnung "für Diabetiker geeignet" auf Produkten
mit Zuckeraustausch- oder Süßstoffen inzwischen ein Auslaufmodell.
Süßstoffe und Stevia sind kein "Freifahrtschein"
Stevia-Süße verursache einen lakritzartigen, bitteren Nachgeschmack, denn sie
rege auch die Bitterrezeptoren der Geschmacksnerven an.
Ernährungswissenschaftlerin Olias beurteilt das Süßkraut deshalb zwar als
wirksame, gesundheitlich unbedenkliche Alternative zu Zucker - "aber den
vollen Zuckergeschmack kriegen Sie so nicht." Was das Essen anbelangt,
gelte ohnehin: "Künstlich gesüßt heißt längst nicht immer kalorienarm oder
gar gesund. Fette und Kohlenhydrate behalten ihren Nährwert - Stevia ist wie
Süßstoff kein Freifahrtschein."