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Wetterwissen

Mit Radiosonden in große Höhen

Sa 27.09.2014 | 10:36 Uhr - Redaktion
Bodenmessungen allein genügen bei weitem nicht, um den Zustand der Troposphäre, den unteren wetterwirksamen Teil der Atmosphäre, zu erfassen. Die moderne Radiosonde ist ein nur zigarettenschachtelgroßes Gerät, das im Wesentlichen Temperatur, Luftdruck, Feuchte, aber auch andere relevante physikalische Größen misst und die Daten per Funk an eine Bodenstation übermittelt. Über GPS erhält man heute die Position der Sonde. An einen mit Helium gefüllten Gummiballon gebunden steigt diese bis in Höhen von über 20 km auf. In Deutschland starten an 14 Standorten alle 12 Stunden (nachts und mittags) Radiosonden.
 
Aus den Daten können allerlei nützliche Informationen herausgelesen werden. Durch die Erfassung des Temperaturverlaufs beispielsweise ermittelt man Lage und Anzahl möglicher Inversionen (Schichten mit einer Temperaturzunahme mit der Höhe), die bei längerem Bestand darunter für hohe Schadstoffkonzentrationen (Smoglage) sorgen können.  Smog entsteht häufig unter Hochdruckeinfluss bei Inversionswetterlagen, bei denen kein reger Austausch der Luftmassen stattfinden kann. Kombiniert mit dem Temperaturverlauf lässt sich das Feuchteprofil zum Beispiel für eine Abschätzung der Wolkenhöhen verwenden.
 
 
Wahrscheinlichkeiten für Gewitter
 
Auch lassen sich so Entstehungswahrscheinlichkeit und Intensität von Gewittern abschätzen. Die GPS-Daten verwendet man, um Windrichtung und -stärke bis in den oberen Bereich der Troposphäre zu ermitteln. Windmessmethoden über Satellit oder Flugzeug sind oft unzuverlässig, sodass man sie mit den Radiosondendaten abgleichen kann. Für die Satellitenmessung müssen Wolken vorhanden sein, aus dessen Zuggeschwindigkeit auf die Winddaten geschlossen werden kann. Und bei Flugzeugmessungen liegt es auf der Hand, dass Flugdaten nur entlang der Flugrouten erstellt und erfasst werden können.
 
 
Mit einem Fallschirm wieder zur Erde
 
Zuletzt werden alle Daten in die Vorhersagemodelle integriert, sodass diese mit besseren Randbedingungen rechnen können. Ab einer bestimmten Höhe platzt der sich bei abnehmendem Luftdruck immer weiter ausdehnende Ballon. Die Sonde selbst gleitet dann mit einem kleinen Fallschirm wieder hinunter, um unten möglichst keinen größeren Schaden anzurichten. Aber haben Sie schon einmal eine Radiosonde mit Fallschirm gesehen?
Müssten diese nicht vielerorts zu finden sein? Der Wetterdienst selbst sammelt sie nicht mehr ein. Andere Menschen aber haben es sich zum Hobby gemacht, die abgestürzten Sonden zu entdecken und aufzulesen. Diese sogenannten "Radiosondenjäger" verfolgen die Flugbahn und versuchen diese so schnell wie möglich zu finden. Bei mehreren Jägern gewinnt der schnellste. Das Souvenir dürfen sie dann behalten.
 
 
 (Quelle: dwd)
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