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Klima

Jahrhunderthochwasser: Flutkatastrophe gleich Klimakatastrophe? 

Fr 16.07.2021 | 13:25 Uhr - Redaktion
Sturzfluten, Hochwasser, Tote: So kam es zur historischen Unwetterkatastrophe

Viele Menschen sind aufgrund der aktuellen Unwetter gestorben, etliche werden noch vermisst. Der Schock sitzt tief und viele fragen sich jetzt: Ist der Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich?

Häuser sind eingestürzt, der Notruf teilweise nicht mehr zu erreichen, es gab Stromausfälle und Gemeinden sind von der Außenwelt abgeschnitten. Solche Ausmaße an Unwetter-Folgen erwartet man in Deutschland eigentlich nicht.

Seit sich die erschreckenden Videos von Hochwasser und extremen Überflutungen im Netz verteilen, trenden auf Twitter auch die Begriffe 'Klimakatastrophe' und 'Klimawandel'. Besteht wirklich ein Zusammenhang? Mehr dazu erfährst du auch in unserem Podcast von Meteorologe Georg Haas:

Wetterlage: So kam es zur Katastrophe

Doch wie kam es zur Katastrophe? Ursache für die extreme Situation derzeit ist ein Unwettertief, welches sehr warme, feuchte und energiehaltige Luft mit kühler Atlantikluft vermischt. Dabei ist ein großes Regengebiet entstanden, welches sich in den letzten 24 bis 36 Stunden vor allem im Westen Deutschlands ausgeregnet hat. Die Regenmengen waren dort wirklich extrem: Von Dienstagabend bis zum Donnerstagmorgen kamen in Köln-Stammheim beispielsweise 163 Liter pro Quadratmeter zusammen. In vielen Regionen gab es somit einen neuen Tages-Regenrekord.  

Die Details erklärt unser Meteorologe Andreas Machalica im Video am Anfang des Artikels.

Die Zusammenhänge zwischen der Katastrophe und dem Klimawandel erklärt auch Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand im Video:

Die horrenden Überflutungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind auch Folge des sich wandelndes Klimas auf der Erde. Welche genauen Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Unwetterkatastrophen bestehen, hat unser wetter.com Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand im TV-Studio von WELT erläutert.

Klimawandel beeinflusst den Jetstream

Doch ist dafür der Klimawandel verantwortlich? Viele bringen den Klimawandel lediglich mit Hitzewellen und Dürren in Verbindung. Doch es steckt mehr dahinter.

Der Jetstream, ein Starkwindband in einigen Kilometern Höhe, steuert die Zugbahn der Hoch- und Tiefdruckgebiete in unseren Breiten. Er verläuft normalerweise in kleinen Wellen. Dadurch ist das Wetter bei uns recht ausgeglichen, also wechselhaft. Der Antrieb des Jetstreams ist der Temperaturkontrast zwischen dem Nordpol und den Tropen. Durch den Klimawandel erwärmen sich die Pole allerdings derzeit besonders schnell. So kommt der Jetstream ins Stottern und verläuft in größeren Bögen. Hoch- oder Tiefdruckgebiete bleiben deswegen länger an einer Stelle stehen. So bleiben Wetterlagen länger bleiben und das sorgt für mehr Extreme beim Wetter.  

Jetstream - So beeinflusst er unser Wetter  

Tiefdruckgebiete kommen nicht vom Fleck

Wenn der Jetstream zum Stehen kommt, ist jedoch nicht immer gesagt, dass sich ein Hochdruckgebiet über uns einnistet, das für langanhaltende Hitzephasen sorgt. So kann es auch passieren, dass sich ein Tiefdruckkomplex einfach nicht vom Fleck bewegen will, wie wir es aktuell erleben. Dann ziehen Regengebiete sehr langsam und einzelne Orte bekommen riesige Wassermengen ab. 

Nun gehören Sommergewitter und Dauerregen grundsätzlich natürlich zum deutschen Sommer dazu und sind an sich nicht außergewöhnlich. Jedoch häufen sich solch extreme Wetterlagen in Zeiten des Klimawandels.

Wie auch Dr. Alexander Hildebrand im Sat.1-Frühstücksfernsehen erklärt, verschieben sich die großräumigen Strömungen mittlerweile so sehr, dass sie ein größeres Beharrungsvermögen haben. In anderen Sommern haben wir das in Form von lang andauernder Hitze erlebt, aktuell ist es ein Kaltlufttrog, der sich immer wieder regeneriert hat, weshalb wir derzeit so viele Niederschläge erleben. 

Der Sommer 2021 hat bereits viele katastrophale Unwetter gebracht. Am schlimmsten erwischte es am 14.7.2021 die Eifel und Teile von Nordrhein-Westfalen. Bei Sturzfluten und Hochwasser starben zahlreiche Menschen. Ist das "normal für einen Sommer" oder spielt der Klimawandel bei der Häufung der Unwetter eine Rolle? Unser wetter.com Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand hat sich dazu im SAT.1-Frühstücksfernsehen geäußert.

Wärmere Atmosphäre sorgt für mehr Niederschlag

Weil die Atmosphäre bereits um etwa ein Grad wärmer geworden ist und dadurch mehr Wasserdampf also Feuchtigkeit speichern kann, können solch heftige Niederschläge entstehen.

Aus diesem Grund sollten wir Unwetterwarnungen immer ernst nehmen, da sie in dem gerade erlebten Ausmaß ganze Gemeinden und Existenzen zerstören können, aber eben auch Leben kosten. In Zukunft müssen wir uns aufgrund des voranschreitenden Klimawandels häufiger auf solche extremen Wetterlagen einstellen.

Über alle aktuellen Entwicklungen halten wir dich im Wetter-Ticker auf dem Laufenden. 

Was dich auch interessieren könnte:  

Die Begriffe Klima und Wetter werden häufig verwechselt. Dabei gibt es durchaus gravierende Unterschiede. Im Video erklären wir Dir, welche das sind.
Aus dem Westen Deutschlands kommen dramatische Bilder. Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag sorgten gefährliche Wassermassen für chaotische Zustände, mehrere Menschen starben. Teilweise musste der Katastrophenfall ausgerufen werden.

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