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Klima

Deutscher Klimaforscher warnt vor Grenzen unserer Anpassungsfähigkeit

Mo 24.07.2023 | 12:52 Uhr - Johanna Lindner - Quelle: dpa
"Wie soll eine Landwirtschaft ohne Regen auskommen?" ©Shutterstock

Die Warnung des UN-Generalsekretärs war dramatisch: Der Klimawandel sei nun außer Kontrolle. Klimaforscher Latif sieht den Point of no Return noch nicht erreicht, warnt aber vor einem großen Irrtum.

Trotz erschreckender Nachrichten über immer häufigere Hitzewellen, Waldbrände und Unwetter hält der Klimaforscher Mojib Latif den Kampf gegen die Erderwärmung nicht für aussichtslos.

"Point of no return" noch nicht erreicht

"In der Wissenschaft geht man davon aus, dass der "Point of no return" noch nicht erreicht ist. Noch wäre es möglich, die globale Erwärmung auf das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Maß zu begrenzen - das heißt, auf deutlich unter 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, vorzugsweise auf 1,5 Grad", sagte der Professor am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Latif äußerte sich zu Warnungen des UN-Generalsekretärs António Guterres. Dieser hatte gesagt, der Klimawandel sei außer Kontrolle.

Der Weltklimarat IPCC hat vorgerechnet, dass zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels die globalen Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase gegenüber 2019 um 48 Prozent bis 2030 und um 80 Prozent bis 2040 sinken müssen.

Madrid so heiß wie Marrakesch? London wird das neue Barcelona? Aufgrund des Klimawandels verändern sich die Temperaturen in den deutschen Städten. Problematisch dabei ist, dass nordeuropäische Städte nicht auf südeuropäisches Wetter ausgelegt sind. Trinkwasserknappheit könnte ein Problem werden. Auch die Zahl der Hitzetoten würde ansteigen. Im Rahmen der #OneTomorrow Klima-News auf ProSieben zeigt unsere wetter.com Meteorologin Corinna Borau, welche Folgen die weltweite Klimakrise für uns hat.

Auswirkungen der Erderwärmung schon katastrophal

Derzeit beträgt die Erwärmung des Planeten schon etwa 1,1 Grad, in Deutschland schon 1,6 Grad. Dazu sagte Latif: "Die Auswirkungen wie Hitze, Dürre und Starkregen sind bereits in vielen Regionen der Erde katastrophal." Vergangenes Jahr sei der bisher wärmste Sommer in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen worden, mit zehntausenden Hitzetoten.

Zu den zurzeit extrem hohen Temperaturen der Weltmeere, darunter des Mittelmeers und des Atlantiks, sagte Latif: "Einerseits stresst die Erwärmung die Meeresökosysteme, zum Beispiel die tropischen Korallen - es kommt immer öfter zur gefürchteten Korallenbleiche. Andererseits führt die Erwärmung zu einem Rückgang des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen. Und es besteht die Gefahr, dass die Meere weniger von dem CO2 aufnehmen, das die Menschen in die Atmosphäre emittieren, mit der Folge einer sich beschleunigenden globalen Erwärmung."

Wetterextreme werden häufiger und intensiver 

Außerdem trage die mit der Erwärmung verbundene Ausdehnung des Wassers zum Anstieg der Meeresspiegel bei, sagte der Forscher. Höhere Temperaturen führten des Weiteren zu einer höheren Verdunstungsrate, wodurch mehr Energie in der Atmosphäre verfügbar ist und Wetterextreme häufiger und intensiver werden.

Waldbrände und schwere Unwetter: Urlaubsalbtraum in Italien und Griechenland

"Es gibt Grenzen der Anpassungsfähigkeit"

Erst kürzlich hatte Latif darauf hingewiesen, dass sich Deutschlands Gesellschaft und Wirtschaft nicht an eine zwei bis drei Grad wärmere Welt anpassen kann. "Das ist ein riesengroßer Irrtum. Es gibt Grenzen der Anpassungsfähigkeit", sagte Latif der dpa. "Wie will man sich an Temperaturen von deutlich über 40 Grad anpassen, wie auf häufigere sintflutartige Niederschläge? Wie soll eine Landwirtschaft ohne Regen auskommen?"

Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro durch Erderwärmung kommen auf Deutschland zu 

Im März hatte eine Studie im Auftrag der Bundesregierung ergeben, dass auf Deutschland durch die Erderwärmung bis 2050 Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro zukommen können. 

Beispiel ist die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit Schäden von mehr als 40 Milliarden Euro.

Schrumpfende Urwälder, ein zu warmer Nordatlantik und Arbeitsbedingungen in Zeiten des Klimawandels - in den vergangenen Wochen haben sich im Bereich des Klimawandels einige Themen angehäuft. Eins ist sicher: Wir müssen uns in Zukunft auf Extremwetterereignisse im Sommer einstellen. Zudem muss sich in unserer Arbeitswelt vieles verändern. Denn durch die extremer werdenden Hitzewellen lässt sich das Arbeiten im Freien kaum bewerkstelligen. Umwelt und Klimawandel werden immer relevanter für das alltägliche Leben. Deswegen findest du hier bei "Dein Klima, Dein Zuhause" regelmäßig einen aktuellen Überblick über die wichtigsten Themen.

Was ist eigentlich Klimawandel? Hier geht es zur Definition und Erfklärung.

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