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Bald in ganz Deutschland? Bushaltestellen werden bienenfreundlich

Do 05.09.2019 | 10:40 Uhr - Quelle: dpa
Alternative zum Spürhund: Bienen können Sprengstoff schnüffeln

Die niederländische Stadt Utrecht hat es vorgemacht: Haltestellenhäuschen wurden dort für Bienen, Hummeln & Co. bepflanzt. Nun soll das Konzept auch in Deutschland angewendet werden.

Hummel im Anflug, Wildbiene und Käfer. Begrünte Haltestellendächer könnten schon bald in vielen deutschen Städten wichtige Lebensräume für Insekten werden. Jeweils nur ein paar Quadratmeter groß, dafür regelmäßig zwischen Häusern, Straßen und Autos verteilt, werden die pflegeleichten und luftigen Grünflächen zu Überlebensbereichen für Insekten.

Vorreiter ist Utrecht in den Niederlanden. 316 Wartehäuschen seien bereits begrünt, heißt es von der Stadt. In vielen deutschen Städten regen sich ähnliche Initiativen.

Begrünte Haltestellen sind nicht nur für Insekten von Vorteil

Was macht begrünte Dächer so wertvoll? Anders als beim Blech- oder Glasdach läuft Regenwasser nicht einfach über die Kanalisation ab.

Pro Jahr und Dach können je nach Gegend leicht mehr als 3000 Liter zusammenkommen. Das nur wenige Zentimeter dicke Bodensubstrat speichert die Feuchtigkeit, die Pflanzen verbessern mit ihrer Verdunstung das Mikroklima der unmittelbaren Umgebung. Auch Feinstaub können die Mini-Wiesen aus der Luft filtern. Bei Sonnenschein bleibt es unter dem isolierten Dach kühler, weniger Hitze strahlt in die Umgebung ab.

Diese Pflanzen finden sich auf Utrechter Haltstellenhäuschen

In Utrecht wachsen auf den Wartehäuschen Sedum-Arten wie Mauerpfeffer. Es sind dickblättrige, kleine, zähe Stauden. "Mauerpfeffer erfreut sich bei Wildbienen einschließlich Hummeln einer hohen Beliebtheit", sagt Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle.

Begrünte Bushäuschen bilden seinen Angaben zufolge in Kombination mit anderen Gründächern ein Mosaik von Nektar- und zum Teil auch Bruthabitaten für Insekten. Diese tragen zu einem Biotopverbund bei, "der es den Bestäubern auch ermöglicht, in städtischen Gebieten noch mehr Lebensräume zu erschließen". 

Wie du deinen Garten bienenfreundlich gestalten kannst, erfährst du in diesem Video:

Wer einen insektenfreundlichen Garten möchte, sollte ein paar Tipps beachten. Es gibt nämlich viele beliebte Blumen und Pflanzen, die leider eher schädlich für Bienen und Co sind. Ein guter Rat ist, sich auf einheimische Pflanzen zu verlassen.

Deutsche Städte können so viel Grünfläche dazugewinnen

Die 316 Haltestellen in Utrecht zusammen ergeben mindestens 1800 Quadratmeter neuen Lebensraum. Alleine in Berlin gibt es nach Angaben der Verkehrsbetriebe (BVG) mehrere Tausend Bushaltestellen.

Deutschlands Städte könnten also viele Hektar Grünflächen gewinnen.

Für Afra Heil von der Umweltorganisation BUND macht es keinen Unterschied, dass jede einzelne Fläche klein ist. "Wichtig ist hierbei nur, dass die Art der Bepflanzung als Bienenweide angelegt wird." Auch wenn Dachbegrünung flächige Bodenvegetation nicht ersetzen könne, sei sie ein wichtiges Element des Biotopverbundes. "Begrünungen können erheblich zur Erhaltung von Arten beitragen."

Bushaltestelle in Utrecht

In dieser deutschen Stadt hat der Umbau schon begonnen

In Leipzig beginnt gerade der Umbau. Dort bekommen nach und nach etwa 500 Häuschen ein Gründach und 400 ein Solardach. Hintergrund ist nach Angaben der sächsischen Stadt ein neuer Vertrag mit einem Dienstleister, der auch die Haltestellen umfasst.

Viele Kommunen schließen mehrjährige Verträge mit Unternehmen über die sogenannte Stadtmöblierung ab. Sie erhalten Geld und müssen sich nicht mehr um ihre Buswartehäuschen kümmern. Die Unternehmen verwerten dafür die lukrativen Werbeflächen.

Die Wall GmbH hat solche Verträge mit rund 50 Kommunen in Deutschland, darunter den vier Millionenstädten. Pressereferent Christian Knappe sagt, das Unternehmen sei offen für die Wünsche der Städte. Beim Mutterkonzern JCDecaux gebe es bereits entsprechende Konzepte. 

Etliche Städte in Deutschland befassen sich mit der Thematik

Nach Berichten örtlicher Medien befasst sich bereits in etlichen Städten die Kommunalpolitik mit dem Thema. In Hannover, Düsseldorf und München wird darüber diskutiert. In den niedersächsischen Städten Oldenburg und Osnabrück werden entsprechende Anträge beraten.

Ähnliches gilt für Neuss, Erkrath und Arnsberg in Nordrhein-Westfalen. In Österreich ist die Stadt Villach einem Zeitungsbericht zufolge schon einen Schritt weiter. Dort bekamen die ersten fünf Bushaltestellen im Juli ein grünes Dach.

Das könnte für Probleme sorgen

Auch in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart, die immer wieder Feinstaubalarm ausrufen muss, regt sich eine Initiative - stößt aber nach Medienberichten schon beim ersten vorgeschlagenen Objekt auf ein bauliches Problem: Das Wartehäuschen verfügt über ein gläsernes Spitzdach.

Anderenorts verweisen Stadtverwaltungen oder Verkehrsbetriebe auf das Gewicht von Gründächern, für das bisherige Konstruktionen nicht ausgelegt seien.

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