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Klima

Anteil des Klimawandels an Flutkatastrophe - Neue Studie

Di 24.08.2021 | 10:10 Uhr - Quelle: dpa
Klimakatastrophen in Deutschland: Diese Regionen werden zu Hotspots

Mindestens 180 Menschen haben in den verheerenden Fluten Mitte Juli in zwei Bundesländern ihr Leben verloren. Mit steigenden Temperaturen werden solche Extremwetterereignisse häufiger auftreten.

Der Klimawandel erhöht laut einer Studie die Wahrscheinlichkeit extremer Regenfälle und damit von Hochwasserkatastrophen, wie sie im Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mindestens 180 Menschen das Leben gekostet haben. 

Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team von Wissenschaftler:innen unter anderem des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung

Wo sich in der Zukunft solche, aber auch andere Klimakatastrophen intensivieren, erfährst du im Video am Anfang des Artikels.

Wärmere Atmosphäre kann mehr Wasser speichern 

Unter den derzeitigen Klimabedingungen sei zu erwarten, dass eine bestimmte Region in Westeuropa etwa einmal in 400 Jahren von einem solch verheerenden Ereignis heimgesucht werde. Innerhalb des gesamten Gebiets, das die Wissenschaftler:innen betrachteten, seien in dem Zeitraum mehrere solche Ereignisse zu erwarten. 

Mit weiter steigenden Temperaturen werde derart extremer Starkregen häufiger. Eine wärmere Atmosphäre könne auch mehr Wasser speichern. 

Mehr über die Zusammenhänge haben wir hier zusammengefasst: 

Flutkatastrophe gleich Klimakatastrophe?

Werde es nochmals 0,8 Grad wärmer, erhöhe sich die Häufigkeit auf alle 300 Jahre, auch die Intensität des Starkregens steige weiter. 

So sehr hat sich die Wahrscheinlichkeit für Flutkatastrophen erhöht 

Die Wissenschaftler:innen betrachteten für ihre Analyse Frankreich, Westdeutschland, den östlichen Teil von Belgien, die Niederlande, Luxemburg und den Norden der Schweiz als Region und fragten, wie wahrscheinlich ähnlich extremer Starkregen hier ist und inwiefern dies durch weltweit steigende Temperaturen beeinflusst wird. Die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Katastrophen hat sich demnach in dieser Region bereits um einen Faktor zwischen 1,2 und 9 erhöht, die maximale Regenmenge ist zwischen 3 und 19 Prozent größer als früher. 

Ein Beispiel der Wissenschaftler:innen: Wenn die Wahrscheinlichkeit um den Faktor 5 erhöht sei, bedeute dies, dass ein Ereignis im Mittel anstelle alle 2000 alle 400 Jahre auftrete. 

Dass der Faktor nicht genauer angegeben werden könne, liege unter anderem daran, dass verschiedene Klimamodelle zugrundegelegt worden seien, deren Vorhersagen sich unterschieden, erklärte Frank Kreienkamp vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die Zahlen zeigten eine sehr klare Tendenz in Richtung häufigeren Extremwetters durch den Klimawandel. 

Behörden müssen sich Risiken bewusst sein 

Die Auswirkungen könnten die früherer Unwetter weit übersteigen, sagte Kreienkamp. "Die lokalen und nationalen westeuropäischen Behörden müssen sich dieser wachsenden Risiken durch Starkregen bewusst sein, um besser auf mögliche künftige Extremwetterereignisse vorbereitet zu sein", erklärte der Leiter des Regionalen Klimabüros Potsdam des DWD. Enno Nilson von der Bundesanstalt für Gewässerkunde erklärte, die Erkenntnisse würden in Analysen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes einbezogen. 

In der Region um die Flüsse Ahr und Erft waren den Angaben zufolge pro Tag durchschnittlich 93 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Höchststand seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Bei den Überschwemmungen auch um den Fluss Maas in Belgien starben den Angaben zufolge insgesamt mindestens 220 Menschen. 

Die 39 Wissenschaftler:innen verglichen die Auswirkungen des heutigen Klimas mit dem Ende des 19. Jahrhunderts, als die globale Durchschnittstemperatur 1,2 Grad weniger betrug. Die Arbeit, für die Wetteraufzeichnungen und Computersimulationen analysiert wurden, entstand im Rahmen der World Weather Attribution Initiative, die mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf extreme Wetterereignisse untersucht. 

Die neue Studie ordnet auch wetter.com-Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand ein: 

Mit global steigenden Temperaturen werden auch Extremwetterereignisse immer häufiger. Eine neue Studie untersuchte nun die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands und Belgien. Was die Studie genau sagt, erklärt unser wetter.com Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand im TV-Studio von WELT.

NRW: Bessere Vorhersagen für kleine Flüsse geplant 

Als Konsequenz aus der Hochwasserkatastrophe soll in Nordrhein-Westfalen schnell ein neues Prognosesystem für kleine Flüsse geschaffen werden. Dadurch könne die Vorwarnzeit, die derzeit in einigen Fällen nur bei wenigen Stunden liege, verlängert werden, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Montag bei einem Zwischenfazit der Landesregierung zur Flutkatastrophe. Auf drei Tage Vorwarnzeit wie beim Pegelstand des Rheins werde man aber nicht kommen. 

Die vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagten Regenmengen sollen in dem neuen System schnell in zu erwartende Pegelstände umgerechnet werden. Dafür sei es auch notwendig zu berücksichtigen, wie vollgesogen die Böden bereits sind. Beim Hochwasser Mitte Juli hätten sie wie versiegelte Flächen gewirkt, weil sie kein Wasser mehr aufnehmen konnten. Beim Landesumweltamt sei ein solches System bereits seit zwei Jahren im Testbetrieb.  

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