Menschen sind im ersten Jahr nach einer COVID-19-Infektion deutlich anfälliger für andere Krankheiten. Das Coronavirus schwächt offenbar das Immunsystem langfristig und kann auch das Risiko für Autoimmunerkrankungen erhöhen.
Veröffentlicht: - Redaktion - Quelle: University of St. Louis, bild.de, Neue Zürcher ZeitungDie Corona-Pandemie hat das Leben auf der ganzen Welt verändert – nicht nur durch akute Krankheitsverläufe, sondern auch durch ihre langfristigen Auswirkungen. Neue Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern der University of St. Louis, die im Fachmagazin "The Lancet Infectious Diseases" veröffentlicht wurden, zeigen nun, dass Menschen nach einer überstandenen COVID-19-Infektion im ersten Jahr vermehrt an weiteren Infektionen erkranken.
Die Erkenntnis ist alarmierend: Das Immunsystem scheint durch das Virus nachhaltig beeinträchtigt zu werden. Doch wie genau kommt es zu dieser Schwächung, welche Krankheiten treten vermehrt auf, und was bedeutet das für Betroffene?
Auch wenn viele Menschen nach einer Corona-Infektion schnell wieder genesen, zeigen sich bei einem Teil der Betroffenen längerfristige gesundheitliche Probleme. Neben bekannten Beschwerden wie Fatigue oder Geruchsverlust tritt vermehrt ein Phänomen in den Fokus: die erhöhte Anfälligkeit für weitere Infektionskrankheiten - von viralen über bakterielle bis hin zu Pilzinfektionen.
Statistisch auffällig ist ein signifikanter Anstieg der Erkrankungshäufigkeit innerhalb der ersten zwölf Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Besonders betroffen sind Atemwegsinfekte, Hautentzündungen sowie reaktivierte Virusinfektionen, die zuvor im Körper latent vorhanden waren.
SARS-CoV-2 ist nicht nur ein Atemwegsvirus - es hat tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Systeme des Körpers, darunter auch das Immunsystem. Obwohl das Virus primär über den ACE2-Rezeptor in Zellen eindringt, beeinflusst es indirekt Immunzellen wie T-Zellen und Makrophagen.
Die Forschung zeigt, dass das Gleichgewicht der Immunabwehr gestört wird: Entzündungsprozesse werden fehlgesteuert, die Zahl funktionsfähiger Immunzellen sinkt. In der Folge kommt es nicht nur zu einer verzögerten Immunantwort, sondern auch zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass andere Erreger - selbst harmlose - den Körper leichter angreifen können.
Nach einer Corona-Infektion häufen sich bestimmte Krankheitsbilder. Besonders oft beobachtet werden:
Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass COVID-19 das Immunsystem in eine Art Erschöpfungszustand versetzt - vergleichbar mit einer dauerhaften Stressreaktion des Körpers.
Ein besonders heikles Thema ist die Reaktivierung latenter Viren. Das Immunsystem hält diese normalerweise in Schach. Doch nach einer SARS-CoV-2-Infektion gelingt dies nicht immer. So wurden Fälle dokumentiert, bei denen das Epstein-Barr-Virus oder Herpes-simplex-Viren wieder ausgebrochen sind.
Diese Reaktivierung kann gravierende Folgen haben, etwa das Auftreten entzündlicher Multisystemerkrankungen bei Kindern oder chronische Erschöpfungssyndrome bei Erwachsenen. Auch Gürtelrose, ausgelöst durch das Varizella-Zoster-Virus, wurde bei COVID-19-Genesenen häufiger festgestellt.
Nicht nur Infektionen, sondern auch Autoimmunerkrankungen treten häufiger im Anschluss an eine Corona-Infektion auf. Zu den dokumentierten Fällen gehören:
Diese Krankheiten entstehen, wenn das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift - ein Prozess, der durch das virale "Triggern" nach einer Infektion in Gang gesetzt werden kann. Besonders gefährdet sind Menschen mit genetischer Veranlagung oder bereits bestehenden leichten Immunstörungen.
Der Zeitraum von zwölf Monaten nach einer durchgemachten COVID-19-Infektion gilt mittlerweile als besonders kritisch. Viele dieser Folgeerkrankungen treten innerhalb dieses Rahmens auf, weshalb Experten zunehmend von einer erweiterten Nachsorgezeit sprechen.
Regelmäßige medizinische Kontrollen und ein achtsamer Umgang mit Symptomen sind für Betroffene essenziell. Auch präventive Maßnahmen wie Impfungen gegen Grippe oder Pneumokokken sowie eine gesunde Lebensweise können helfen, das Risiko weiterer Erkrankungen zu senken.
Die Begriffe Long-COVID und Folgeinfektionen nach COVID-19 werden oft synonym verwendet, obwohl sie sich inhaltlich unterscheiden. Während Long-COVID vor allem chronische Symptome wie Erschöpfung, Konzentrationsprobleme oder Atemnot beschreibt, geht es bei der Infektanfälligkeit um neue, unabhängig auftretende Krankheiten, die durch ein geschwächtes Immunsystem begünstigt werden.
Beide Zustände können gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig verstärken - was die medizinische Versorgung und Diagnose zusätzlich erschwert.
Die aktuelle Studienlage verdeutlicht: COVID-19 ist keine "normale Grippe", sondern ein Virus mit weitreichenden Folgen. Die erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, Autoimmunerkrankungen und Virusreaktivierungen im ersten Jahr nach einer Erkrankung zeigt, wie sehr das Immunsystem durch SARS-CoV-2 beansprucht wird.
Für Betroffene bedeutet das: Aufmerksamkeit, Prävention und medizinische Begleitung sind entscheidend. Für die Gesellschaft heißt es: Die Pandemie mag offiziell vorbei sein, doch ihre Schattenwirkungen sind noch lange nicht verschwunden.
Dieser Text wurde mit Hilfe von KI-Systemen erstellt und von der Redaktion überprüft.