Leb wohl, Sommer 2018! Hallo (kurzer?) Herbst!

- Kai Zorn
Leb wohl, Sommer 2018! Hallo (kurzer?) Herbst!
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Viel Sonnenschein und Wärme sind jetzt bald passé. Das Wetter wird herbstlicher.

Nach 6,5 Monaten geht das sommerliche Wetter zu Ende. Der Herbst kommt mit ein paar winterlichen Zügen. Stellt sich die Wetterlage komplett um? Kai Zorn ist skeptisch.

Wenn wir als Kinder immer früh ins Bett mussten, weil am nächsten Tage die Schule losging, war das nervig und normal. In den Ferien "verlotterte" dann die Disziplin. Wir blieben länger auf und schnell gewöhnte man sich daran. Und wehe die Ferien waren zu Ende - das wollten wir gar nicht wahrhaben und schwelgten dann noch in den Erinnerungen an die Ferien…

Wetter im Sommer 2018 setzt neue Maßstäbe

Der Sommer 2018 hat für Sommer- und Sonnenfans für eine ähnliche "Verlotterung" gesorgt. So wie der Sommer 2003 als Maßstab galt, der 15 Jahre brauchte, um wieder erreicht zu werden, so wird es wohl auch in den kommenden Jahren werden. 6,5 Monate (gefühlter) Sommer gehen zu Ende. Und es wird schwer werden, diesen Ansprüchen wieder gerecht zu werden.

Selbst nach dem größten Sommer der vergangenen mindestens 500 Jahre, dem Sommer 1540, gab es keinen direkten Nachfolger. Erst der Sommer 1545 brachte wieder Sommer, immerhin vier Monate.

Sommer 2018 spaltet die Meinungen

Verabschieden wir nun endgültig den Sommer 2018 mit seinen verschiedenen Facetten, mit seinem Sonnenschein, mit seinen Sommertag-Rekorden, mit seinem April-Rekord, seinem Mai-Rekord, seiner Hitzetagen-Serie zu den Hundstagen und mit seiner beispiellosen Trockenheit. Jeder hat den Sommer 2018 anderes in Erinnerung - von Verehrung bis zur Ablehnung, von dem "so soll es immer sein" bis hin zum "nie mehr wieder". 

Mein Kollege Andreas Machalica hat ein bisschen was zu den bisherigen Rekorden in einem Video zusammengefasst.

Unglaublich! Wetterrekorde purzeln weiter
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(Ein kleines Bonbon für die großen Sommerfreunde sei aber noch gesagt: Vor einigen tausend Jahren waren solche Sommer wie 2018, von der Trockenheit einmal abgesehen, Standard mit Wäldern da, wo jetzt Gletscher schmelzen. Und sollte die Wiedererwärmung aus der Kälte der vergangenen Jahrhunderte weitergehen, hieße das: "ewige Ferien" - das Problem: Das dauert noch ein paar (hundert) Jahre. ;) !)

Kommt jetzt gleich der Winter?

Der Sommer ist also rum. Kommt jetzt gleich der Winter? Gefühlt ja, sonst nicht. Der Oktober rudert jetzt erst einmal zurück. Nach seinem kurzen Kaltstart und seinem sommerlichen Vollgas geht es jetzt im letzten Drittel mit unterdurchschnittlichen Temperaturen weiter.

Derzeit hätte der Oktober, wäre er zu Ende, mit knapp 13 Grad Mitteltemperatur einen neuen Rekord nach 2001 mit 12,5 Grad. Der Oktober hat jetzt schon sein Sonnenscheinsoll erreicht. In Sachen Niederschlag fehlt fast alles - hier wird noch ein bisschen was kommen, aber nicht das, was wir bräuchten.

Oktober 2018 landet im statistischen Niemandsland

Mit den aktuellen Aussichten wird der Oktober 2018 statistisch im Niemandsland verschwinden. Das große Plus der Temperaturen wird abgebaut, der Ausbau des Sonnenschein-Plus' gerät ins Stocken und ein bisschen was an Niederschlag wird noch kommen, so dass wir bei manchen Parametern im Nirwana des Mittelfelds landen werden.

Der trockenste Oktober seit Aufzeichnungsbeginn (7,5 Prozent des Solls) von 1908 ist mit aktuell 12 Prozent schon nicht mehr möglich. Und die knapp 170 Prozent Sonnenscheinsoll von 1951 werden wir auch nicht erreichen können. So fies ist Statistik! 

Große flächendeckende Regenmengen weiter nicht Sicht 

Was passiert denn in der nächsten Zeit? Nix G'scheit's - würde man jetzt in Bayern sagen. Wenn schon keinen Sommer, dann doch bitte endlich Regen. Die Stauseen sind leer, die Flüsse haben Rekordniedrigstände, der Grundwasserpegel sinkt nicht nur La Paloma, sondern auch weiter ab.

Die Niederschlagsausbeute für die kommenden gut 10 Tage sieht mau aus. Zwischen einer halben Gießkanne im Südwesten bis hin zu knapp 3 Gießkannen im Norden sind die groben Trends. Mal zeigen die Modelle etwas mehr, mal etwas weniger.

Nasser könnte es am Nordrand der Mittelgebirge, vor allem aber im Nordstau der Alpen werden. Am Alpenrand variieren die Modellberechnung zwischen 60 und 130 Liter pro Quadratmeter bis Ende des Monats. Das wäre schon mal ein Anfang. Vieles von dem nassen Gut würde aber gar nicht (so schnell) in den Flüssen ankommen, da alles in den Hochlagen als Schnee niedergeht und in den Alpen der Winter einkehrt.

In den Hochlagen der Alpen kehrt der Winter ein

Ja, in den Alpen - und hier in den Hochlagen - kehrt der Winter ein. Das ist normal, nicht schlimm, kommt vor, kein Drama. Die Frage wird aber sein: Wie weit kommt die Schneefallgrenze runter? Und da wird es interessant.

Betrachtet man die vergangenen Modellberechnungen und deren internen Einzelberechnungen, so ist fast alles möglich. Ein nachhaltiger Wintereinbruch bis in tiefe Lagen kommt nicht, aber Schnee bis 500 Meter Höhe dürfte bis kurz nach Allerheiligen überhaupt kein Problem sein. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit steigt!

Feuchte Polarluft in der kommenden Woche 

Ganz grob sieht es nach zwei Schüben aus. Der erste Vorstoß von feuchter Polarluft folgt um den 23., 24. Oktober (Dienstag/Mittwoch). Hinter dem Schub rückt wohl ein Hoch nach und bald darauf, Richtung Monatsende, folgt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein zweiter Schub von Nordwesten.

Je nachdem wie viel und wie Polarluft eingebunden wird, kann es zwischen 800 und 300 Meter Höhe das erste Mal anzuckern. Der Schnee wird aber schnell wieder verschwinden, da das alles nass-kaltes Gesabber ist mit nassem Schnee, der nachts mal anfrieren kann, dann aber wieder schmilzt. Ein paar exotische Berechnungen mit extrem kalter Polarluft samt Schnee bis in tiefe Lagen können wir ad acta legen. Es ist zwar eine Wahrscheinlichkeit da, aber letztendlich ist die zu gering. 

Temperaturen sinken - Nachts nimmt die Frostgefahr zu 

Es weht also ab der kommenden Woche ein anderer Wind. Die Temperaturen gehen immer weiter zurück und in den kältesten Phasen sind die Höchstwerte auch im Flachland einstellig, nachts nimmt die Frostgefahr zu. Winterreifen werden für alle Vielfahrer und für alle Bewohner über 500 Meter Höhe Pflicht. Mehr dazu gibt's hier.

Das gefühlte Wetter wird nach den sommerlichen Tagen einen rasanten Absturz auf das herbstliche Parkett legen. Waren es unlängst in der Sonne gefühlte 30 Grad, so schlottern wir in der kommenden Woche bei Wind und Regenschauern nur noch bei null Grad um die Wette. Die Sommerklamotten können ein-, die Winterkluft ausgemottet werden. Das wird gefühlt wirklich krass!

Mehr Tiefdruck, aber Wetterlage stellt sich nicht um

Aber wie geht es dann weiter? Ist das eine (nachhaltige) Umstellung der Wetterlage? Nein, höchstwahrscheinlich nicht. Es kommt zwar für einige Zeit mehr Tiefdruck ins Spiel samt Wind, Regen und teils auch Schnee, aber die vielen Hochs sind und bleiben am Drücker bzw. in der Nähe. Sie behaupten sich weiter und lassen (noch) keine Zonalität (tiefdruckgeprägte Westwind-Zirkulation) aufkommen, die uns mit viel Nässe und recht milden Temperaturen versorgt.

Jetzt hören manche "Hoch" und denken gleich wieder an eine Neuauflage des Oktober-Sommers oder gar an einen "November-Sommer"? Das ist fast nicht möglich. Für einen End-Oktober-Sommer bzw. einen November-Sommer müsste es eine satte Süd- bis Südwestlage geben am Rande eines Hochs, damit warme und trockene Luft mit Wind die Wärme bis zum Boden bringen kann. Und das kann nur diese Lage. Tiefs könnten auch Wärme bringen, dafür jedoch Wechselhaftigkeit.

Sonst bringen die Hochs ab Ende Oktober und im November mehr Ungemacht als eine Sommerverlängerung, vor allem dann, wenn es vorher geregnet hat. Klassisches Novemberwetter mit Nebel und Hochnebel wäre die Folge. 

Kein Nachsommer: Willkommen im Wetteralltag!

Sieht man sich die Luftmassentemperaturen bis Anfang November an, dann sind wir von Dienstag der kommenden Woche bis zum 3. November von der Luftmasse her durchweg unterdurchschnittlich im Mittel. Demnach käme kein Nachsommer mehr.  Um es mit der Metapher der Einleitung abzuschließen: Willkommen im Wetteralltag!

Noch eine Anmerkung zum Schluss: Die schriftliche Analyse mit einer Spekulation über den Winter habe ich schon begonnen. Das kostet nur Zeit, daher habt bitte noch etwas Geduld. Und es sei nochmal betont: Es kommt im Flachland keine Einwinterung. Wir haben erst Ende Oktober. Vertagen wir das auf die Zeit ab und nach Mitte November.

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