WHO berät über Zika-Gesundheitsnotstand

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WHO berät über Zika-Gesundheitsnotstand
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Top-Experten beraten in Genf: Soll wegen des Zika-Virus ein globaler Gesundheitsnotstand ausgerufen werden? Noch müssen allerdings wichtige Dinge geklärt werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird voraussichtlich am Dienstag bekanntgeben, ob wegen des Zika-Virus der weltweite Gesundheitsnotstand ausgerufen wird. Das teilte ein Sprecher der WHO am Montagnachmittag mit. Ein WHO-Beirat von medizinischen Experten aus verschiedenen Ländern beriet über die Maßnahme am Montag in einer Konferenzschaltung. 

Zuletzt hatte die WHO im August 2014 wegen Ebola in Westafrika einen globalen Notstand erklärt. Der Expertenrat soll Maßnahmen zur Eindämmung des Erregers vorschlagen, der sich in Lateinamerika rasant ausbreitet.

Mit Ausrufung eines Gesundheitsnotstandes könnten die Länder direkt sinnvolle Gegenmaßnahmen vereinbaren, wie Prof. Christian Drosten vom Institut für Virologie der Universitätsklinik in Bonn erklärte. Er erwarte in diesem Fall etwa Empfehlungen zur Moskitobekämpfung. "Konkrete Reisewarnungen kann ich mir derzeit nicht vorstellen."

Löst Zika-Virus Fehlbildungen bei Babys aus?
Das Virus wird von der Moskitoart Aedes aegypti übertragen. Es steht im Verdacht, bei einer Infektion von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei Babys auszulösen. Die Kinder kommen mit einem zu kleinen Schädel auf die Welt (Mikrozephalie); das führt zu geistiger Behinderung.

Vieles deute auf einen solchen Zusammenhang in Lateinamerika hin, sagte Infektionsepidemiologin Christina Frank vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. "Was man noch gar nicht abschätzen kann, ist, ob noch Co-Faktoren vorhanden sein müssen." Das könnten etwa Antikörper gegen andere Viren sein, die zusammen mit dem Zika-Virus eine Mikrozephalie auslösen. Möglich sei auch, dass nicht Zika, sondern ein ganz anderer Faktor der Verursacher ist. "Das könnte zum Beispiel ein Medikament sein", sagte die Expertin. 

Zahl der Abtreibungen in Brasilien steigt
Allein in Brasilien gibt es schon etwa 4180 Mikrozephalie-Verdachtsfälle. Erst in sechs Fällen konnte definitiv nachgewiesen werden, dass sich die Frauen zuvor mit Zika infiziert hatten. In dem Land gibt es jetzt verstärkt Abtreibungen, wie die Zeitung "Folha de São Paulo" berichtete. Sie zitierte mehrere Ärzte, bei denen Frauen um eine anonyme Abtreibung gebeten hätten. 

Einige Frauen würden erst gar nicht die Prognose abwarten, ob ihre Babys mit Mikrozephalie auf die Welt kommen würden, heißt es in dem Bericht. 

Autobauer will Modell umbenennen
Das Virus hat auch Auswirkungen auf den indischen Autobauer Tata Motors. Tata erwägt, sein neues Kleinwagenmodell "Zica" umzubenennen. Es sollte diese Woche auf einer indischen Automesse präsentiert werden. 

"Wir haben den Namen ausgewählt, als es das Problem noch nicht gab, und ihn schon im Dezember den Medien vorgestellt", sagte eine Firmensprecherin. "Aber jetzt überdenken wir die Sache und werden entscheiden, ob wir den Namen ändern oder nicht."

dpa

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