Wetter im September 2017: Der Herbst hält Einzug

- Kai Zorn
Wetter im September 2017: Der Herbst hält Einzug
© Shutterstock / wetter.com
Kai Zorn glaubt eher an durchwachsenes Herbstwetter in diesem Jahr.

Der Sommer hat große Unterschiede gebracht. Geht es im Herbst so weiter? Und kann man schon was zum Wetter an Weihnachten sagen? Kai Zorn bilanziert und blickt voraus.

Der Herbst steht nicht nur meteorologisch vor der Tür, sondern auch vom Wetter und der Witterung her. Nach dem fulminanten Hochsommer-Nachschlag durch Hoch OLDENBURGIA nimmt der Sommer 2017 mit dem letzten August-Tag am Donnerstag auch im Südosten seinen Hut.

Große Wetterunterschiede in Deutschland und Europa im Sommer

Was war das für ein Sommer!? Größer hätten die Unterschiede zwischen Nord und Süd gar nicht sein können. Nord und Süd gelten dabei gleichermaßen für Deutschland als auch für Europa. So erlebte Skandinavien einen der kühlsten und unbeständigsten Sommer überhaupt seit Aufzeichnungsbeginn und der Süden Europas stöhnte unter Dauerhitze und Dauertrockenheit. Seit Jahrzehnten gab es in Italien keine derartige Trockenheit mit Wassermangel mehr. Und wir? Wir lagen genau dazwischen. Der Norden Deutschlands bekam nur Sommerhäppchen und der Süden Deutschlands hatte, von wenigen und kurzen Unterbrechungen abgesehen, 4 Monate Sommer. 

Gerade in den Alpen hat der Sommer seine Spuren hinterlassen. Die Gletscher liegen blank. Seit Juli ist hier der Firnschnee von den Eisriesen verschwunden und egal, welche Alpenbewohner man fragt, kommt die Aussage: Man konnte beim Schmelzen zusehen. Ein wahrlich trauriger Anblick.

Vertrocknete Maisfelder und Wiesen in Legurien

In den vergangenen 3 Wochen reiste ich von der Nordsee bis ans Mittelmeer. Die Natur spricht eine deutliche Sprache: Der Norden ist satt grün, südlich der Alpen gleichen viele Regionen inzwischen einer Steppe, wie die Bilder aus Legurien zeigen. Lediglich die Weinbauern sind entzückt und freuen sich über eine frühe Lese mit einem hohen Öchslegrad. 

Die statistische Wetterbilanz des Sommers

Die nüchterne statistische Bilanz lautet: Der Sommer war zu warm, zu nass und die Sonne war im Soll. Die letzten 3 Tage des meteorologischen Sommers werden nicht mehr allzu viel ändern. Es kommen noch ein paar Sonnenstunden und ein paar Liter Regen dazu. Der Wärmeüberschuss von Dienstag und Mittwoch wird durch den Donnerstag noch ein bisschen gedrückt.

Extreme: So sieht die Sommerbilanz 2017 aus

Summa summarum wird der Sommer mit einem ca. Mittel von 17,8 Grad in die klimatologischen Annalen eingehen. Das ist, verglichen mit dem alten Klimamittel von 1961 bis 90, ein Plus von 1,5 Grad.

Vergleichen wir das mit dem aktuellen Klimamittel von 1988 bis jetzt, so kommt immer noch ein Plus von einem halben Grad heraus. (Alle Vergleiche mit dem Mittel von 1961-90:) Während der Norden mit 0,5 bis 1,5 Grad Plus aus dem Rennen geht, ballert der Süden mit 2 bis 3 Grad zu warm in die Statistik. (Im Alpenraum gehört der Sommer zu den ganz Großen wie 2003 und 2015.)

Während der Norden, bedingt durch die Starkregenereignisse Ende Juni und im Juli, beim Niederschlagssoll weit über 100 und oft sogar bei über 200 Prozent liegt, ist der Süden teilweise ausgeglichen. Teile der Südpfalz und des Oberrheins sowie rund um den Gäuboden in Niederbayern fehlen teilweise mehr als 20 Prozent des üblichen Regens. 

In Schleswig-Holstein recht wenig Sonnenschein

In Sachen Sonne ist das relativ ausgeglichen. Am "finstersten" war es im Schleswig-Holstein, in Vorpommern sowie zwischen Harz und Teutoburger Wald mit rund 90 Prozent des Solls. Ein Plus von 10 bis 15 Prozent verzeichnen wir von Rheinland-Pfalz und dem Saarland durch weite Teile Baden-Württembergs und Bayerns bis Sachsen. 

Neulich las ich übrigens in einem Facebook-Kommentar bei uns auf wetter.com die Aussage, dass dieser Sommer der kälteste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen sei. Gefühlt mag das dem ein oder anderen Sommer- und Hitzeliebhaber so vorgekommen sein, aber, Freunde: Der letzte wirklich kalte Sommer liegt inzwischen 30 Jahre zurück. Das war der Sommer 1987. Und der kälteste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn war der berühmte Sommer aus dem Jahre 1816; vergleichen wir mal: Sommer 2017: 17,8 Grad; Sommer 1987: 15,4 Grad und Sommer 1816: 14,1 Grad. 

Der wärmste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn war 2003 mit gerundet 19,7 Grad, d. h.: Vom wärmsten Sommer waren wir 1,9 Grad entfernt, vom kältesten Sommer 3,7 Grad. Natürlich gilt das gemittelt für ganz Deutschland. Der Norden war, das möchte ich noch einmal betonen, stark benachteiligt, der Süden deutlich bevorzugt - sofern man das aus der Sicht eines Sommer- und Hitzefreundes sieht...

Der Herbst steht vor der Tür

Blicken wir nach vorn. Der Herbst steht vor der Tür - so oder so. Mit dem Start in den September am Freitag weht im wahrsten Sinne des Wortes ein anderer Wind. Die 20 Grad-Marke wird nur im Westen und Norden knapp erreicht. Hier kommt mal die Sonne heraus. Sonst aber liegen wir unter dichten Regenwolken und die Werte erreichen teilweise kaum 15 Grad. Das ist ein ganz schönes Brett! Die Gletscher wird es freuen, die werden so richtig eingeschneit.

An den Folgetagen wird sich das Wetter nur sehr, sehr langsam berappeln. Modellübergreifend bleibt es ein paar Tage wechselhaft und verhältnismäßig kühl. Die Tageswerte kommen nur langsam aus dem Quark und die Nachtwerte werden vor allem mit klaren Nächten einstellig-frisch.

Im Laufe der kommenden Woche versprechen zumindest einige Modell-Läufe wieder mehr Hochdruck und damit mehr Sonnenschein. Durch die Nässe und die Abkühlung der Vortage kommt allerdings erst mal kein wirkliches Sommerflair mehr auf. Es wird erst einmal eher herbstlich wirken mit morgendlichen Nebelfeldern und eben frischen Nächten. 

Die 15-Tage-Trends und Modellhintergründe

Nach den aktuellen 15-Tage-Trends gibt es mit dem Ende der ersten September-Dekade (um den 9. herum) zwei so genannte Cluster-Lösungen: Ein Cluster (ähnliche Berechnungen) gehen deutlich nach oben und zeigen wieder Luftmassen aus dem Mittelmeer-Raum. Diese Luftmassen sind übrigens leicht in der Überzahl. Der andere Cluster brächte gefühlten Vollherbst mit Wind, Regen und kühlen Temperaturen. Auch wenn dieser Cluster nicht ganz so stark ist, so sind hier der Hauptlauf und der Kontrolllauf zu finden. Diese beiden Läufe innerhalb einer Modell-Familie sind die mit den besten Daten, vereinfacht gesagt.

Der aktuelle 15-Tage-Trend für den Süden Deutschlands

Aber auch wenn die wärmsten Berechnungen eintreffen, es wird anders werden. Eine von einigen erhoffte Wiederholung des Super-Septembers 2017 findet definitiv nicht statt. Das wird ein krawallartiger Wechsel zwischen Sommer und Herbst in dieser Woche. 

Viele von Ihnen haben gefragt, wie es mit den ersten Nachtfrösten oder zumindest Bodenfrösten ausschaut. Nein, da kommt nichts. Während unseres alten Klimas bis vor 30 Jahren war es üblich, dass es ab der 3. August-Dekade nach Kaltlufteinbrüchen in ungünstigen Lagen bei längerem Aufklaren das erste Mal zu Reif kam. Danach sieht es in den kommenden mindestens 2 Wochen nicht aus. Natürlich kann es in den klassischen Kältelöchern wie auf der Alb, im Erzgebirge und im Bayerischen Wald sowie in den Hochmooren der Mittelgebirge und Alpen Bodenfrost und Reif geben nach der Abkühlungsphase Anfang September, aber das ist normaler als normal und betrifft weder unsere Gärten oder gar die Balkone. 

Wie wird denn das Wetter im September 2017?

Immer mal wieder klicke ich mich durch die Modell-Welt der 9-Monats-Vorhersage des CFS'. Das zeigt eher einen verhaltenen September, bei dem durch ein Hoch westlich von uns immer wieder zu Kaltlufteinbrüchen mit Wind und Schauern kommen wird. 

Erst am Ende des Monats baut sich wohl eine stabilere Hochdrucklage auf, die dann das klassische Altweibersommer brächte mit einem mehr oder weniger nahtlosen Übergang in den "Goldenen" Oktober. 

Der derzeitige Wettertrend für Oktober

Nach derzeitigen Berechnungen schaut es im Oktober besonders im Süden hochdruckgeprägt golden aus, der Norden bekäme immer wieder Streifschüsse von Tiefs eines munteren Atlantiks. 

Wir können also bis hier festhalten: Der Sommer ist ab Freitag rum, so oder so. Und da kommt auch nichts mehr Großes am Stück nach. Der September wird so lala. Der Vollherbst in der Mitte (im Oktober) hat dann eher wieder schöne und auch mildere Phasen. Der November macht dann die Grätsche. Mehr dazu in den kommenden Tagen mal in einem Video.

Gibt es weiße Weihnachten 2017?

Normalerweise würde ich die Kolumne hier beenden, aber - sie kennen mich ;) - da kamen schon wieder so viele Fragen bzgl. Advent und Weihnachten. Wir sind uns einig, dass man nicht sagen kann, wie das Wetter im Advent wird und/oder gar an Weihnachten. Aber es gibt Tendenzen. Und diese sehen in diesem Jahr etwas anders aus als im vergangenen Jahr. 

Mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wird der Dezember eher nass und phasenweise auch kalt mit Schneefällen bis ins Flachland. Zumindest brauchen sich die Wintersportgebiete in der kommenden Saison keine Gedanken über Schnee machen. Aber ob das mit dem Schnee pünktlich zu Heiligabend am 24. Dezember hinhaut, ist und bleibt ein Würfelspiel.

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