Sommer 2017 - Wer zu früh kommt...

- Kai Zorn
Sommer 2017 - Wer zu früh kommt...
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Wie wird der Sommer 2017? Glaubt man den Daten oder den Bauernregeln?

Uns stehen Tage mit viel Sonnenschein und viel Wärme bevor. Ist das ein gutes Omen für das Wetter im gesamten Sommer 2017? Kai Zorn bleibt skeptisch.

"Friert im November zeitig das Wasser, wird es im Januar umso nasser." Gut, mit dem November und dem Winter haben wir derzeit nix am Hut - und das wird auch noch ein knappes halbes Jahr dauern ;). Was ich allerdings damit sagen will: Kommt eine der großen Hauptjahreszeiten (Winter, Sommer) zu früh, dann kippt das Ganze später. 

Wir steuern derzeit auf die erste markante hochsommerliche Phase der Sommersaison 2017 zu. Zwar haben wir schon eine Phase hochsommerlicher Temperaturen hinter uns, doch diese war recht kurz und bei weitem nicht so ausgeprägt wie die kommende Phase. Unlängst "stritten" sich die beiden Hauptmodelle rund um ECMWF und GFS noch ein bisschen um die Dauer dieser auf uns zukommenden Hochsommerwärme. Nun besteht relative Einigkeit: Die Hochsommerphase kommt und bleibt für ein paar Tage. 

Hitzewelle ist im Anmarsch

Per Definition muss es für eine Hitzewelle mindestens 3 Tage mit 30 Grad und mehr am Stück geben. Und nach derzeitiger Modell-Lage wird das auch so kommen. Los geht es mit den ungewöhnlich hohen Temperaturen am Sonntag. Danach erreichen wir um Dienstag/Mittwoch der kommenden Woche den Höhepunkt dieser ungewöhnlichen Wärme, ehe es von Nordwesten her moderat nach unten geht bzw. gehen soll. 

Da wir hier über einen Zeitraum von über einer Woche sprechen, ist das alles im Detail natürlich noch mit Vorsicht zu genießen.

Das (moderate) "Abkühlen" zum Start in den Juni bzw. in den meteorologischen Sommer wird aller Voraussicht nach mit einigen Schauern und Gewittern einhergehen, nicht jedoch mit einer großen Front samt flächendeckenden Regenfällen oder gar einer herben Unwetterwalze wie es beispielsweise Anfang Juni 1999 der Fall war. 

Seinerzeit walzte eine Unwetterfront über Deutschland hinweg und richtige große Schäden an. Heutzutage muss man das leider bei jedem Gewitter dazu sagen, da gerne aus jeder Gewitterlage gleich ein Weltuntergangsszenario katalysiert wird. 

Dekadenrekorde könnten gebrochen werden

Zurück zur Wärme/Hitze. Die sich aufbauende Hitze ist für Ende Mai schon ein ganz besonderes Kaliber und schaut man sich die Rekorde für die 3. Mai-Dekade an, so sind diese in Gefahr. 

Der Großteil der Dekadenrekorde (3. Mai-Dekade) stammt aus dem Jahre 2005. Damals gab es um den 28. herum extrem hohe Temperaturen im Bereich von 30 bis 34 Grad (gerundet). Dann sind, besonders im Süden, ein paar wenige Vertreter aus 2009 da sowie vereinzelte beispielsweise aus 2011, 2007, 2008, 1985, 1979, 1978, 1950, 1944 und auch 1982. 

Wird der Sommer 2017 insgesamt kühl und nass?

Ein Großteil der darauffolgenden Sommer wurde nix! 2005 fiel ins Wasser (August-Hochwasser) und es war, neben 2011, ein vergleichsweise kühler Sommer - bezogen auf unser aktuelles Klimamittel bzw. unserer aktuellen Klimaperiode. (Den letzten richtig kalten Sommer 1987 ausgeklammert brachten uns die Jahre von 1988 bis 2016 eine Sommermitteltemperatur von 17,3 Grad. Damit liegt dieses Mittel um exakt ein Grad höher als das Referenzmittel von 1961-90. Das Mittel der Sommer 2011 betrug 16,8; das von 2005 16,7 Grad.)

Und wie es so ist, bestätigen Ausnahmen die Regel. Bei ein paar wenigen der oben genannten Beispiele folgte zumindest ein sonnig-heißer Hochsommermonat, meist der August - siehe 2009; im Jahre 1944 war es der gesamte Hochsommer rund um Juli und August. Übrigens, auch 1892 war der August der beste Monat. 

Sonnenzyklus könnte gegen tolles Sommerwetter sprechen

Der Verwirrung noch nicht genug: Wenn wir uns den aktuellen Sonnenzyklus ansehen, der rund 11 Jahre geht, befinden wir uns mit 2017 in einem ähnlichen Umfeld wie 2005 und nicht wie 2009.

Verwirren wir weiter und schauen uns beispielsweise tolle Sommerstarts an wie 1996, 1998, 2000 und 2007. In der Regel kam da nichts Gescheites mehr nach, außer: 2003!

Wenn wir alles summa summarum aufsummieren, dann sollte zu mindestens 80 Prozent der Sommer die Erwartungen vieler nicht erfüllen und zu 20 Prozent (maximal) stünde uns ein sonnig-heißer Sommer, zumindest aber ein sonnig-heißer Hochsommermonat, vornehmlich Juli, bevor.

In diese Kerbe schlagen derzeit auch das Langfristmodell NOAA und die Einzelberechnungen des CFS-Modells, wobei diese Modelle verwandt sind. Wie jedes Modell variiert auch das NOAA aktuell ein bisschen. Es bleibt jedoch bei der Aussage, dass der August nix wird. Im Video ist der aktuelle Stand zu sehen.

Bauernregeln und Naturbeobachtungen für den Sommer

Bei den Naturbeobachtungen rund um die Bauernregel mit Esche und Eiche sieht es ähnlich aus. Hier heißt es: Grünt (blüht) die Esche vor der Eiche, kommt die große Bleiche. = sonniger und trockener = heißer Sommer; im Umkehrschluss: "Grünt (blüht) die Eiche vor der Esche, kommt die große Wäsche." = es kommt ein nasser und gefühlt kühler Sommer. 

Außerdem ist die lange Trockenheit immer noch nicht beendet. Sie wurde nur in manchen Gebieten unterbrochen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird auch das meteorologische Frühjahr 2017 zu trocken und vor allem zu warm ausfallen. (Neulich las ich wieder in so einer Onlineausgabe einer Möchtegernseriöszeitung - Zitat: "... Das war der Grund dafür, dass wir in diesem Jahr keinen Frühling hatten..." Nee, März rekordwarm, sommerlicher Start in den April, ab der 2. Mai-Dekade weit überdurchschnittliche Werte. Ja, es war 5 Wochen kalt, teils sehr kalt, dafür 7 Wochen warm bis rekordwarm.

Nasse Jahreszeit mal fällig

Damit wäre eigentlich eine nasse Jahreszeit irgendwann einmal fällig. Es ist allerdings in eher wärmeren Klimaepochen auch gerne so, dass es mal längere Zeit weniger regnet und schneit als im Schnitt. Sogar während einer wärmeren Periode innerhalb der Kleinen Eiszeit gab es mal ein paar Jahre viel Trockenheit am Stück wie beispielsweise um die Mitte des 16. Jahrhunderts. 

Damals, als Beispiel, war das Jahr 1545 mit einem milden Februar, einem normalen Frühjahr und einem schon sommerlichen Mai der Vorläufer einer Zeit von 4 Monaten Sommer. Das soll bitte nur als Beispiel dienen, dass es auch anders geht.

Zurück zur Eiche und Esche. In diesem Jahr, so konnte ich beobachten, war die Eiche VOR der Esche dran = Wäsche, also nass. 

Und noch ein letzter Punkt: 2 bis 3 Jahre vor dem Sonnenflecken-Minimum sowie 3 Jahre nach dem Maximum taucht gerne mal ein heißer Sommer auf. Jetzt ist nur die Frage, wann der aktuelle Sonnenzyklus endet bzw. wann sein Höhepunkt war; es gab einen ersten 2012 und noch mal ein Peak 2014/15. Das Minimum nimmt man für 2021 an. So müssten also die Sommer 2018 und 2019, rein vom Sonnenzyklus her, bessere Anwärter auf Sonne und Hitze sein als 2017. 

Mit dieser ganzen Litanei an Regeln und Hintergründen wollte ich Ihnen aufzeigen, dass es weit mehr gibt als nur das NOAA anzuschauen. Da steckt viel, viel mehr dahinter und es geht, wie auch bei der Vorhersage für die nächsten Tage, um Wahrscheinlichkeiten. Und die Wahrscheinlichkeit eines eher mäßigen Sommers 2017 ist und bleibt einfach erhöht.

Edel-Sommer-Wetter ab dem Wochenende

Drum nutzen Sie die kommende sonnige und warme Witterungsperiode so gut es irgendwie geht. Das ist pures Edel-(Hoch)Sommerwetter. Wir starten am Freitag noch gemäßigt. Letzte Wolkenreste lösen sich auf und die Sonne setzt sich durch. Von Samstag bis Montag ist es fast überall wolkenlos. Auch der Dienstag und der Mittwoch werden größtenteils sonnig. Allerdings nimmt hier von Westen her das Schauer- und Gewitterrisiko zu. 

Am Wochenende bekommen wir ziemlich ruppigen Ost- bis Südostwind, der zwar die trockene Luft bringt, das Wärmeempfinden jedoch ganz schön dämpft. Das erinnert sehr an Pfingsten 2008. Damals war es ebenfalls sonnig, wolkenlos und warm mit bestem Badewetter. Man "beschwerte" sich aber über den Wind. Der jedoch ermöglichte erst dieses Edel-Wetter. (Der Sommer 2008 wurde aber nix Besonderes ;)!) Ab Montag nimmt der Wind ab und die Schwüle nimmt zu.

Bis Montag bleiben Wärme und sich aufbauende Hitze noch einigermaßen erträglich. Da gibt es wenig zu meckern. Am Dienstag und Mittwoch wird es jedoch waschküchig. Trotz der hohen Tagestemperaturen kühlt es nachts ordentlich ab, so dass die Wärme noch nicht nachhaltig in die Wohnungen und Häuser zieht. Das ändert sich in der neuen Woche zumindest im Westen und Norden. Hier wird es dann nachts spürbar wärmer, vor allem in den Ballungszentren. Bevor hier allerdings das große Aufheizen beginnt, kommt nach Wochenmitte eh wieder weniger heiße Luft und es mit moderaten Sommertemperaturen weiter.

16-Tage-Trend wetter.com

Nach den aktuellen 16-Tage-Trends bleiben die ersten Juni-Tage teilweise deutlich über dem jahreszeitlichen Schnitt. Es wird nur nicht mehr ganz so trocken sein.

Aufpassen beim Rasenmähen

Apropos trocken: Wenn Sie in diesen Tagen Rasen mähen, schneiden Sie nicht ganz so tief ab. Auf sandigen Böden und auf Südseiten wird es Ihnen der Rasen danken. Die Kombination aus trockener Luft, sehr hohem Sonnenstand und mehr als 15 Stunden Sonne am Tag, Wind und zunehmender Wärme trocknet die Böden ganz schön aus!

Auf der anderen Seite erleben wir für diese Jahreszeit ungeahnte Hochsommerfreuden vom Freibad und Badesee über das Grillen, den Biergarten bis hin zur Eisdiele und zum Relaxen im Garten und auf dem Balkon. Das gilt übrigens dank des ablandigen Windes auch für die Küsten. Besonders die Binnengewässer werden sich ab dem Wochenende rasant aufwärmen. 

Hohe Gefahr von Sonnenbrand und Sonnenstich

Sorgen Sie für ausreichend Sonnenschutz. Je nach Hauttyp droht nach 15 bis 35 Minuten ein Sonnenbrand. Ganz besonders gefährlich sind die noch nicht so heißen und windigen Tage Freitag, Samstag und Sonntag. Denken Sie dran: Je klarer die Luft und je weniger wir die Sonne spüren, desto gefährlicher ist das Ganze. 

Ein klarer Tag mit Wind und tiefblauem Himmel mit gefühlt kühlen Temperaturen Ende Mai ist wesentlich gefährlicher als ein tropisch-heißer und diesiger Augusttag. 

Vor allem am Freitag und Samstag ist auch die Sonnenstichgefahr extrem hoch!

Trotz der Risiken und Nebenwirkungen bekommen wir Traumtage mit klarer Luft, tollem Licht und bestem Flair. Gerade jetzt, wo die Natur in allen Farben bestechend schön leuchtet, macht der Sommer großen Spaß!

Beenden wir unser langes "Wettergespräch" mit einer Bauernregel für den 25. Mai (Urban): Wie es sich um St. Urban verhält, so ist's noch 20 Tage bestellt. - heißt: Der Frühsommer kommt und bleibt nach dieser Bauernregel, zumindest für 3 Wochen... 

 

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