Nach zwei aufeinanderfolgenden Dürren kämpft Malawi mit einer Nahrungsmittelkrise. Die Entwicklung des bitterarmen südafrikanischen Landes ist auf Jahrzehnte hinaus gefährdet.
"Wir haben nur einmal am Tag gegessen - an manchen Tagen fast gar nichts. Oft haben wir uns vor Hunger ganz schwach gefühlt", sagt Adamson Tegede. Seit August vergangenen Jahres lebt die neunköpfige Familie des 65 Jahre alten Landwirts in Malawi in Südostafrika von Nahrungsmittelspenden und dem wenigen Gemüse, das sie anbauen konnten. Die Ernte - normalerweise genug für ein Jahr - reichte in diesem Jahr nur drei Monate.
Grund ist eine Dürreperiode. In einem normalen Jahr erntet Tegede auf seinem weniger als ein Hektar großen Betrieb bei Ngwanga fünf Ochsenkarren Mais - davon lebt die Familie - und etwa 600 Kilogramm Tabak für den Verkauf, wie der Bauer erklärt. Im vergangenen Jahr wurde Malawi von einer Dürre heimgesucht, die Experten mit dem Klimawandel in Verbindung bringen. Tegede erntete nur einen Ochsenkarren Mais und 30 Kilogramm Tabak. Er holt nun jeden Monat von einem Verteilzentrum des UN-Welternährungsprogramms einen 50-Kilogramm-Sack Mais, Bohnen, Stangenerbsen und Speiseöl. Davon lebt die Familie.
Keine Besserung in Sicht
Seine kommende Ernte könnte ähnlich mager ausfallen. Eine neue Dürre sucht Malawi heim. Sie wurde ausgelöst vom Klimaphänomen El Niño, wie UN-Mitarbeiter in Ngangwa sagen. Etwa 350 Männer, Frauen und Jugendliche warten dort unter einem Sonnenschutz auf die Essensrationen. Mit ihrem Fingerabdruck müssen sie sich identifizieren, bevor sie die Säcke mit Lebensmitteln auf Fahrräder und Ochsenkarren laden oder einfach auf dem Kopf transportieren.
Nach UN-Angaben sind etwa 2,8 Millionen Malawier - das sind knapp ein Fünftel der Bevölkerung - von Nahrunsmittelunsicherheit bedroht. Damit gehört das Land zu den am Schwersten betroffenen Nationen im südlichen und östlichen Afrika, wo insgesamt 50 Millionen Menschen unter Dürre leiden. "Wir werden erst in einigen Monaten die vollen Auswirkungen der Dürre zu spüren bekommen", sagt Ricardo Pires von Unicef.
Kinder leiden besonders
Für Margaret Filimoni im 30 Kilometer von der Hauptstadt Lilongwe entfernten Mitundu sind die schon da. Sie sitzt in einer Klinik auf dem Boden und gibt ihrem Sohn Tamandani die Brust. Der Junge ist sieben Monate alt, aber viel zu klein für sein Alter. "Ich habe sehr wenig gegessen", sagt die 49-Jährige. "Meine Muttermilch ist ausgetrocknet und mein Baby wurde kleiner und kleiner."
In der Klinik bekommt Filimoni besonders nährstoffreiches Essen, damit sie wieder Stillen kann. Aber Tamandani wird womöglich nie zu dem Jungen heranwachsen, der er ohne die Dürre sein könnte: Unzureichende Ernährung im frühkindlichen Alter schränkt die körperliche und geistige Entwicklung ein, wie Unicef-Mitarbeiterin Margaret Mkandawire erklärt. Mehr als 40 Prozent der Kinder unter 18 in Malawi sind davon betroffen.
Armut und Mangelernährung Faktoren sind Experten zufolge Armut - und die dadurch bedingt einseitige Ernährung mit Mais - und Durchfallerkrankungen, verursacht durch schmutziges Wasser und mangelnde Hygiene. Zudem kennen die Eltern oft die Symptome für Mangelernährung nicht. Betroffene Kinder sind anfälliger für Infektionskrankheiten. Nach Angaben der Weltbank gilt mehr als die Hälfte der Bevölkerung als arm, über 80 Prozent leben von der Landwirtschaft.
Die Krise wird durch mangelnde Finanzen und Korruption noch verstärkt. Nach eigenen Angaben hat die Regierung 30 000 Tonnen Mais importiert und 25 000 Tonnen im Land angekauft, um diese verbilligt an die Bevölkerung abzugeben. Zu mehr reicht es nicht - seit einem Korruptionsskandal 2013 fehlen dem Land ausländische Hilfsgelder, die 40 Prozent seines Budgets ausmachten. Auch wichtige Förderungen für Düngemittel sollen gestrichen werden.
Der staatliche Maisverkauf werde durch Korruption unterminiert, sagt John Kapito vom Konsumentenschutzverband Malawis. Beamte verkaufen an private Zwischenhändler, die den Mais zu Wucherpreisen verhökern.
Teurer Klimawandel
"Wir können den Kopf nicht länger in den Sand stecken, der Klimawandel beeinflusst die Nahrungsmittelsicherheit des Landes", sagt Landwirtschaftsminister Allan Chiyembekeza. Die Regierung will die bewässerte Fläche auf mehr als 200 000 Hektar verdoppeln. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 2,4 Milliarden Dollar (2,15 Milliarden Euro). Aber wo das Geld herkommen soll, ist unklar.
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