Das sind die Trends bei Busreisen

- Quelle: dpa
Das sind die Trends bei Busreisen
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Städtetripps sind nur eine von vielen Reisevarianten mit dem Bus.

Der Reisebus ist noch kein Fossil. Viele Ältere, doch auch neue Zielgruppen schätzen die Vorteile. Zwei weitere Trends: Busreisen werden kürzer und schließen immer häufiger ein besonderes Event ein.

Oma und Opa schwören auf den Reisebus. Als Nächstes haben die Mittsiebziger eine Fahrt ins Baltikum gebucht. Die Masurische Seenplatte, Vilnius, Kaunas, Riga und dann Tallinn stehen auf dem Programm. Zurück geht es über Schweden, Ostsee-Fährfahrt inklusive. Ihr moderner Bistrobus bietet im Oberdeck 83 Zentimeter Sitzabstand, Fußstützen, Klapptische und Leselampen am Tisch. Unten serviert eine Bordstewardess im 16-Plätze-Bistro während der Fahrt Snacks. Der deutsche Bustourist, Durchschnittsalter aktuell 59 Jahre, mag es bequem, flexibel und gesellig.

Laut Annette Heinemann vom Internationalen Bustouristik-Verband RDA schätzt die Klientel am Reisebus "den Komfort an Bord, die unkomplizierte Mitnahme von Gepäck und die Mobilität während der gesamten Urlaubsreise". Doch nach wie vor haftet Busreisen ein verstaubtes Image an. Schließlich stiegen vor allem Senioren und Schulklassen ein, lautet das Vorurteil. Die Kundschaft jedoch verändert sich. Dabei kommen den Busreiseanbietern die in den vergangenen Jahren populär gewordenen Fernlinienbusse zu Hilfe. Darin sitze die Generation im Alter zwischen den Schülern und den Senioren, stellt Christiane Leonard fest, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer. Einmal ausprobiert, würden auch jüngere Zielgruppen und noch mehr Familien auf die Reisebusse aufmerksam.

Christiane Leonard verweist auf steigende Buchungszahlen über Internetplattformen. Sie belegen in ihren Augen, "dass diese jüngeren Gäste immer mehr den Reisebus nutzen". Eine Einschätzung, die Martin Schröder vom veranstalterunabhängigen Busreiseportal buswelt.de teilt: "Unsere Kunden sind bunt gemischt. Junge Gäste buchen preiswerte Städtereisen, vor allem Paris und London, sowie Badereisen an die Costa Brava und nach Rimini." Familien suchten vor allem Badeziele sowie Fahrten ins Disneyland nach Paris.

Kurztripps und Eventreisen
Generell sind Busreisen kürzer geworden. «Dafür gönnt man sich diese Auszeit vom Alltag allerdings häufiger», stellt Bustouristik-Expertin Annette Heinemann fest. Die Tendenz zum Zweit- und Dritturlaub bei rückläufiger Verweildauer sieht auch Christiane Leonard. Der Bustouristik-Verband zählt für den deutschen Markt pro Jahr 5,4 Millionen Bus-Urlaubsreisen ab einer Dauer von fünf Tagen. Reisen von zwei bis vier Tagen werden dagegen mehr als doppelt so häufig unternommen.

Unabhängig von der Länge erkennt Martin Schröder eine steigende Nachfrage nach Themenreisen. Das Interesse werde durch Offerten wie "Cornwall - auf den Spuren der Rosamunde Pilcher", "Auf den Spuren Luthers durch Thüringen" oder "Historische Tagesfahrt nach Verdun mit Bundeswehr-Mitarbeiter". Auch die Liste sogenannter Event-Reisen zu besonderen Veranstaltungen wird immer länger. "Events sind vielfach der Anlass für eine Gruppenreise, das Salz in der Suppe", sagt Annette Heinemann und nennt Bundesgartenschauen, Weihnachtsmärkte und Sportveranstaltungen. Ein Plus der Busreise kommt dabei zum Tragen: das Erlebnis mit Gleichgesinnten. "Das Gruppenerlebnis ist für viele der ausschlaggebende Grund", sagt Leonard. "Die Event-Reise ist klar in den Mittelpunkt gerückt."

Fahrten beispielsweise zu Musicals oder Konzerten unterstreichen zudem den Wunsch nach etwas Besonderem. Die Kunden möchten heutzutage überrascht werden, glaubt Annette Heinemann. "Dinge sehen und erfahren, die sich allein schlecht organisieren lassen oder aber erst in der Gruppe Spaß machen." Das könne die scheinbar spontan inszenierte Weinprobe unterwegs sein oder der kurze Stopp für ein Mittagessen mit kleiner Besichtigung.

Ziele: Bayern ganz weit vorn
Während sich die Art der Busreise den Bedürfnissen der Urlauber anpasst, verändert sich an ihren Zielgebieten weniger. Innerhalb von Deutschland ist Bayern das beliebteste Ziel geblieben, der Norden mit Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern legt zu. Geht es über die deutsche Grenze, zählen nach wie vor Italien und Österreich zu den Top-Destinationen. Großbritannien sei ebenso seit einigen Jahren ein beliebtes Busreiseziel der Deutschen, heißt es beim Bustouristik-Verband.

Trend zu langen Reisen
Martin Schröder erkennt weitere Trends. Einmal die größere Flexibilität: "Wir beobachten, dass Kunden immer häufiger Reisen von Veranstaltern außerhalb der eigenen Region buchen." Oft würden deswegen Sonderzustiege anfragt. Ein naheliegender Gedanke: Fährt der Bus auf der Reise sowieso vorbei, kann man ja an einer Raststätte zusteigen. Andererseits nehme vor allem bei Senioren der Wunsch zu, am Abreisetag von zu Hause abgeholt und am Rückreisetag wieder nach Hause gebracht zu werden. Von Haustür zu Haustür entfällt beispielsweise das Tragen schwerer Koffer.

Busurlauber schätzen die bequeme Art des Reisens. Der Bus kommt überall hin, auch in kleine Ortschaften in der Toskana, in Südfrankreich, England oder Norwegen. Genau richtig für Gäste, die Hemmungen haben, auf eigene Faust zu verreisen und von einem Reiseleiter an die Hand genommen werden möchten. Zudem gelten Busreisen als umweltverträglich. "Jeder einzelne Bus ersetzt auf der Straße gut 30 Autos", sagt Christiane Leonard. Inzwischen schauen die Anbieter auch bei den Konkurrenten Bahn und Flugzeug ab: "Spezielle Sonderausstattungen wie WLAN und Entertainment-Systeme werden mehr und mehr nachgefragt", bestätigt Annette Heinemann. Die Hersteller rüsten neue Busflotten entsprechend aus. Experten sehen zumindest Steckdosen am Platz bald als Standard.
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