Braunsbach: Drei Monate nach der Flutwelle

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Braunsbach: Drei Monate nach der Flutwelle
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Noch immer sind einige Häuser in Braunsbach einsturzgefährdet und nicht bewohnbar.

Die Bilder der gigantischen Flut- und Geröllwelle aus Braunsbach gingen um die Welt. Nun versucht die Gemeinde den Wiederaufbau möglichst gerecht zu gestalten und will, dass niemand zu kurz kommt.

Die Zeichen des Unwetters sind auch drei Monate nach der Katastrophe überall im Dorf zu sehen. Die Trocknungsmaschinen brummen aus den Häusern, die in Baugerüste eingepackt sind. In den Medien ist es im August rund um Braunsbach ruhig geworden. Nun geht es in der Gemeinde um die Verteilung des Geldes für den Wiederaufbau. Die Bewohner sind angespannt. 

Ein Sturmtief hatte am 29. Mai über Baden-Württemberg gewütet. Dabei wurden neben Braunsbach auch andere Orte, wie Simbach in Bayern oder Damme in Niedersachsen hart vom Unwetter getroffen. Eine Geröll- und Schlammlawine führte an diesem Abend direkt durch das Dorf Braunsbach und zerstörte große Teile der Ortschaft. Die Bilder des Unwetters gingen um die Welt. In den Monaten danach hat die Aufmerksamkeit langsam nachgelassen.

Verteilung von 1,2 Millionen Euro Spendengeld
1,2 Millionen Euro Spendengeld sind in Braunsbach eingegangen. Jeder Bürger kann mittels Antrag einen Teil des Spendengeldes für sich beanspruchen. Die Gemeinde hat mit einem Mitteilungsblatt über das Vorgehen eines Antrags informiert. "Wir gehen aktiv auf die Leute zu und sagen: Stell doch einen Antrag, das Geld ist ja da!" sagt der Bürgermeister Frank Harsch. Ein Mindestmaß an Selbstinitiative müsse also schon erbracht werden. Über die Anträge entscheidet eine Kommission aus Bürgern der Gemeinde unter Vorsitz des Altlandrates Ulrich Stückle.

Die Sommerpause erschwert den Wiederaufbau
"Gerade ist Sommerpause bei den Handwerkern", sagt der Gastronom Thomas Hopf. Der Wiederaufbau in seinem Gasthaus "Zum Löwen" stehe wie vielerorts in Braunsbach derzeit nahezu still. Auch die Versicherungen seien wegen der Urlaubszeit schwieriger zu erreichen. Die Kommunikation gestaltet sich wegen den Ferien zäh. Die Hauptlast sei es, zu warten bis man das "Go" für den Wiederaufbau von den Versicherungen bekommt, meint der Thomas Hopf weiter. 

Die Nerven sind angespannt
Im Juli sorgten Katastrophentouristen, die ins Dorf kamen, für Aufregung. Bürgermeister Frank Harsch mahnt zur Besonnenheit. Die Leute dürfen sich sehr wohl erkundigen, aber es sei vorgekommen, dass Touristen Privatgrundstücke betreten hatten und dies geht natürlich nicht, sagt der Bürgermeister. 

Die Nerven manches Einwohners sind schon eine Weile angespannt. Seit es um die Verteilung von Geld geht, kommen zusätzliche Spannungen auf, wie Harsch sagt. Ein paar Leute fühlen sich zu wenig unterstützt. Aber auch die Gemeinde könne nur eins nach dem anderen abarbeiten, wirbt der Bürgermeister um Verständnis.

Unzufriedene Waldbesitzer 
Unmut gebe es insbesondere bei den Waldbesitzern. Einige hätten das Gefühl, benachteiligt zu sein. Sie bekämen vom Land weniger Unterstützung als Landwirte. Teilweise seien Waldflächen aber komplett davongespült worden. Bei diesem Thema wirkt Harsch ratlos, wenn er sagt: "Aber die Natur hat es so wollen - gegen wen soll man da jetzt vorgehen?" Dennoch wolle er sich auch für die Anliegen der Waldbesitzer einsetzten, sagt er. 

Ferien aus dem Container
Hoffnung auf Geld aus dem Spendentopf hat auch der Reisebürobesitzer Stefan Thaidigsmann. Fürs Erste hat er sich aber einen Container gekauft, den er vor sein noch zerstörtes Reisebüro stellen will, um im Herbst und Winter dort Buchungen für den nächsten Sommer annehmen zu können. Er setzt auf Kunden von außerhalb der Gemeinde, die bei ihm Urlaube planen. Mit Kunden aus Braunsbach rechnet er weniger, weil diese momentan andere Sorgen hätten. Ergänzend meint er: "Vielleicht sagt aber auch der ein oder andere: Ich muss weg."

Überstunden im Rathaus
Harsch hat seine freien Tage wie viele andere Braunsbacher gestrichen. An Urlaub ist im Rathaus auch nach einem Vierteljahr nach der Katastrophe nicht zu denken. Schäden in Höhe von 100 Millionen Euro hat die Gemeinde nach eigenen Berechnungen an der öffentlichen Infrastruktur zu beheben. Das soll in erster Linie mit Zuschüssen aus regulären Förderprogrammen erfolgen. Für die Eigenanteile, die die Gemeinde bezahlen muss, hat das Land ein Hilfspaket von 10,6 Millionen Euro geschnürt. Wie weit diese Hilfspaket reicht, wird sich zeigen.
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