Hitze oder Herbst - wohin führt der Weg?

Bleibt es ab dem Wochenende sonnig oder wird es schon herbstlich? Die verschiedenen Klimamodelle können sich mal wieder nicht für einen gemeinsamen Weg entscheiden.

Veröffentlicht: Di 30.08.2016 | 00:00 Uhr
Hitze oder Herbst - wohin führt der Weg?
War die Hitze-Periode bis zum Wochenende nicht unwirklich? Da war es tagsüber knülle heiß wie im Juni oder Juli und im Handumdrehen war es recht zeitig am Abend dunkel. Die jüngste Hitzewelle war schon bemerkenswert und brachte wieder Dekadenrekorde. An manchen Orten wurden 3 Tage in Folge neue Rekorde aufgestellt. Und der einst einmal totgesagte Sommer 2016 entpuppte sich regional mal wieder zu einem deutlich zu warmen, zu trockenem und auch zu sonnigem Sommer. Sachen gibt's... ;)

Der Sommer 2016 neigt sich nun seinem Ende entgegen. Dieser Sommer wird jedoch seinen Ruf behalten - als Unwettersommer, beginnend mit den schweren Überschwemmungen im Mai. Alle Einzelheiten zum Sommer 2016 finden Sie hier auf wetter.com.

Oftmals neue Großwetterlage Anfang September
Kommen wir zurück in die Gegenwart und in den Start des meteorologischen Herbstes. Die sogenannte "Siebenschläferregel des Herbstes" - "September schön in den ersten Tagen will den ganzen Herbst ansagen." - ist ähnlich verlässlich wie die Siebenschläferregel Ende Juni/Anfang Juli. Meist gibt es zum Start des meteorologischen Herbstes eine Art "Einrenken" einer neuen Großwetterlage, die lange Zeit Bestand haben und halten kann. Wir erinnern uns beispielsweise an den Rekord-September 2006. Nach dem damals kühlen August stellte sich die Wetterlage Anfang September um und sie hielt den ganzen Herbst, streng genommen sogar bis in den April 2007 hinein. 
Umgekehrt folgte 2007 ein eher ungemütlicher Start in den meteorologischen Herbst mit ersten Schneefällen Anfang September bis auf 700 Meter Höhe herab. Der Herbst wurde, für heutige Verhältnisse, nass-kalt. 

Apropos September 2006: Die Modell-Läufe von Montagabend zeigten eine ungewöhnliche und ausgeprägte Hochdruck- und Wärme- bzw. Hitzezeit bis zum Ende des Vorhersage-Zeitrums (16 Tage), also Mitte September. Von wenigen Regenfällen und minimalen Abkühlungen abgesehen zeigten die Wetterkarten verspätete Hochsommer-Wärme ohne Ende. Und sie zeigten eine ähnliche Wiederholung von Wetterlagen wie einst im September 2006.

Da dachte ich so für mich: Wenn das wirklich so kommt, dann haben wir es mit einem weiteren "Klick" nach oben in Sachen Klimaerwärmung zu tun, dass nach so vielen Warmjahren und dem Sonnen-Hitze-Jahr 2015 letztendlich kein wirkliches Ende von trockenen und extrem warmen Lagen in Sicht ist. 

Unterschiede bei den Modell-Läufen
Nun haben erfahrungsgemäß die so genannten 12er-Läufe gerne mal ein bisschen Übertreibung in Sachen Wärme drin. (12er Läufe sind die Modell-Läufe, die abends gerechnet werden und auf 12 Uhr Weltzeit basieren. Sie trudeln zwischen 18 und 21 Uhr Sommerzeit ein.) Hier muss man ein bisschen vorsichtig sein und ein paar "Prozent Übertreibung herausrechnen".

Umso spannender sind dann die neuen Modell-Läufe des Folgetages, die um null Uhr Weltzeit gerechnet werden und eben morgens zwischen 6 und 9 Uhr eintrudeln. Und hier sieht das Bild schon ganz anders aus...

Hoch HARALD bestimmt unser Wetter
Da das europäische ECMWF-Modell völlig aus der Reihe tanzt, nehmen wir mal kurz die Großwetterlage und deren möglichen Entwicklungen unter die Lupe: Das große Spätsommer-Hoch HARALD bestimmt in den kommenden Tagen unser Wetter. Im Laufe des Wochenendes soll ein Tief von den Britischen Inseln Richtung Deutschland ziehen. Die schwächste Variante wäre ein Streifen von Norden her und dann gleich wieder Hochdruck. Die mächtigste Variante des Tiefs hätte für ein paar Tage Herbstwetter mit Wind, Regen und einer Abkühlung zur Folge - übrigens bis Italien und an den Balkan!

Mit diesem Tief kämpfen die Modelle seit Tagen. Sie zeigen mal eine Abkühlung, wie gerade erwähnt; mal zeigen sie ein Verharren westlich von uns mit einer Verstärkung der Südlage und einer ungewöhnlich großen Hitze für Anfang September. Diese Variante verfolgt beispielsweise momentan das kanadische GEM-Modell!

Wie entwickelt sich das Wetter ab dem Wochenende?
Im Anschluss sehen nahezu alle Modelle - außer der aktuelle Hauptlauf des ECMWF - ein mächtiges Wiedererstarken des Hochdrucks über weiten Teilen Europas. Und hier ergeben sich - das erinnert mich fast ein bisschen an Mathe in der Schule ;) - "Folgefehler" bei der Witterung:

Beispiel 1: Das Tief hat wenig Einfluss und verhilft eher der Hitze. Dann wären die kommenden 10 bis 15 Tage meist sonnig mit wenigen Schauern und Gewittern. Die 25-Grad-Marke wäre so gut wie jeden Tag überschritten, die 30-Grad-Marke überhaupt kein Problem und die 35-Grad-Marke käme auch noch mal in Frage. Die Böden wären trocken, die Wetterlage hielte mit wenig Nebel und ungewöhnlich lauen Nächten und eben sehr warmen bis heißen Tagen - rekordverdächtig.

Beispiel 2: Das Tief zieht volle Lotte zu uns und bringt Regen, Wind und eine ordentliche Abkühlung für ein paar Tage. Obwohl danach dieselbe Wetterlage wie bei Beispiel 1 folgen würde, hätte das ganz andere Auswirkungen: Die Böden sind nass und ausgekühlt. Die vorhandene Feuchtigkeit wäre erst einmal einige Tage da. Die Höhenwärme wäre weitaus weniger ausgeprägt als bei Beispiel 1. Der Spätsommer würde sich nur langsam berappeln und die herbstliche Anmutung mit Nebel und erst einmal kühlen Nächten wäre damit ziemlich ausgeprägt. Nach und nach würden zwar die Temperaturen tagsüber wieder (deutlich) ansteigen auf über 25 Grad, doch das Flair wäre ein anderes.

In den aktuellen 15 Tage-Trends schaut es nach einer sehr stabilen Hochdruck-Lage in den kommenden 2 Wochen aus. Mehr dazu erzählt uns Bernd Madlener in seiner Kolumne "Bernds Blickwinkel". Die größten Unsicherheiten ergeben sich mit dem (möglichen) Tief rund um Sonntag/Montag. 

ECMWF-Modell sieht herbstliche Komponenten
Ach, wie schön (einfach) wäre es, wenn es bei dieser Variante bleiben würde... Nun grätscht der Hauptlauf des ECMWF da mächtig rein. Dieses Modell geht bis Dienstag den Weg der anderen Modelle mit. Das Tief geht den "Mittelweg". Es wäre gut ausgeprägt, brächte Wind, Regen und eine Abkühlung, verschwände dann aber auch schnell wieder. 

Dann aber wird nach ECMWF alles anders: Statt einer, wie in den Verläufen oder bei GEM bzw. GFS, Hochdrucklage rumpelt ein kräftiges Tief von Island kommend über England und die Nordsee nach Skandinavien und rührt mächtig in der Früh-Herbst-Schüssel. Statt gemütlichem Spätsommer-/Frühherbstwetter mit Sonne, Frühnebel und Wärme gäbe es Wind, Wolken, Sonne und Regen - mal als Schauer, mal als Landregen. Die Temperaturen lägen, je nach Luftmassenbeimischung, mal zwischen 13 und 20, mal zwischen 18 und 25 Grad.   

Ich möchte aber betonen, dass dieses Modell mit diesem einzelnen Lauf momentan noch recht allein auf weiter Flur steht. Die Mehrheit der Modelle hat nach wie vor Hockdruck im Programm. Harren wir der neuen Modelle und schauen uns das in den kommenden Tagen genauer an.

Das sonnige und warme Spätsommerwetter und damit den Übergang vom meteorologischen Sommer in den meteorologischen Herbst ist jedoch sicher. Alle Einzelheiten dazu gibt es in unserem Wetter-Update.  :)
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